Siegen – Japan zählt zu den führenden Industrienationen, zukunftsweisende Technologien kommen von dort. Wenn es aber um Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) geht, ist Expertenwissen auch aus Siegen gefragt. Das teilt Professor Berthold Hell vom Diakonie Klinikum Jung-Stilling gerne mit seinen ostasiatischen Kollegen und hat sich dabei auch von 9000 Kilometern Flugreise nicht hindern lassen. Zwei Wochen lang weilte der Chefarzt in Japan und berichtete an Krankenhäusern und Universitäten von seiner Arbeit. Dabei machte er auch Station im Southern Tohoku General Hospital in der Region Fukushima und an der Health Sciences University of Hokkaido in Sapporo auf der Nordinsel. Zu beiden Institutionen pflegt Professor Hell seit Jahren engen Kontakt und gewährt regelmäßig Studenten Einblicke in seine Siegener Klinik. Nach seinem Besuch in Japan steht fest: Diese Kooperationen sollen ausgebaut werden. „Der Erfahrungsaustausch ist für beide Seiten bereichernd“, sagt Professor Hell.
Im Fokus der Vorträge in Japan standen die deutschen Ausbildungskonzepte in der
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und der Oralchirurgie sowie die Darstellung der Teilgebiete der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Deutschland und speziell am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. In Japan teilen sich bislang die MKG-Chirurgen die Aufgaben mit plastischen Chirurgen, Zahnärzten und Fachärzten für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde.
Besonderes Interesse haben die Mediziner in Fukushima auch an speziellen Operationsverfahren. Denn seit dem Atomunglück von 2011 treten vermehrt Krebserkrankungen auf. Bei entsprechenden Eingriffen genießt Professor Hell internationales Renommee. Deshalb hospitieren regelmäßig Ärzte aus aller Welt bei ihm, um seltene Operationsverfahren zu lernen.
Auch für die Organisation der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Siegen interessierten sich die japanischen Studenten, Ärzte und Klinikverantwortlichen. Denn im Diakonie Klinikum Jung-Stilling sind eine Praxis und die eigentliche Fachabteilung im Krankenhaus eng miteinander verzahnt. Für Patienten bedeutet das kurze Wege und ein vertrautes Team sowohl bei ambulanten als auch bei stationären Behandlungen. „Kleinere Operationen können wir in der Ambulanz durchführen, bei größeren behandeln wir unsere Patienten ohne Zwischenschritte auf Station weiter“, erklärt Professor Hell.
Für September haben bereits japanische Professoren ihren Besuch in Siegen angekündigt, um über die Kooperationen zu sprechen und die Arbeit von Professor Hell noch besser kennenzulernen.