Siegen/Olpe, 8. Februar 2013 – Die Resonanz auf die Umfrage der Industrie und Handelskammer Siegen (IHK) zu den Auswirkungen des Brandes im Telekom-Gebäude in Siegen Ende Januar war überwältigend und erschreckend zugleich: Weit über 1300 Unternehmen beteiligten sich an der Umfrage. Die überwiegende Mehrheit von 95 Prozent davon war vom Telekom-Brand betroffen und musste mehr oder weniger negative betriebliche Auswirkungen dadurch ertragen.
Deutlich mehr als die Hälfte der Befragten meldeten einen Komplettausfall ihres Festnetzanschlusses von ein bis zwei Tagen. Über ein Viertel war sogar noch für eine längere Zeit betroffen. Fast 10 Prozent sogar vier Tage oder länger. Die Ausfälle von Internet oder E-Mail-Empfang waren unter dem Strich sogar noch gravierender. Das Mobilfunknetz war für über die Hälfte „nur“ für einen Tag komplett lahmgelegt. Für rund ein Drittel bestand dieses Problem aber auch mindestens zwei Tage.
Für fast zwei Drittel der Unternehmen bedeutete der Ausfall der Kommunikationsnetze laut eigenen Angaben auch einen finanziellen Schaden. Allein die in der Umfrage umrissenen Schadensangaben summieren sich auf über fünf Millionen Euro. Viele Unternehmen konnten ihre Schäden aber noch gar nicht konkret beziffern und machten deswegen hier keine oder bewusst defensive Angaben. Rechnet man diese voraussichtlich entstandenen oder teils höhere Schäden mit hinzu – ein Schaden lag sogar im sechsstelligen Bereich – ergibt sich ein weitaus größerer Schadensbetrag für die rund 1300 befragten Unternehmen mit rund 35.000 Beschäftigen. Sie stellen zwar einen repräsentativen, aber eben nur einen Anteil der regionalen Wirtschaft dar: Die IHK Siegen betreut allein rund 25.000 Unternehmen, ohne die nicht zugehörigen Freiberufler, Handwerksunternehmen oder öffentlichen Betriebe. Die „Schadensdunkelziffer“ ist also hoch. Alles in allem dürfte der Schaden für die komplette regionale Wirtschaft in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit deutlich im zweistelligen Millionenbereich liegen. Kein „Kleckerbeträge“, die von den einzelnen Betroffenen auch nicht aus der „Portokasse“ bezahlt werden könnten.
Befragt nach den konkreten Auswirkungen durch die Vorfälle gab die Mehrheit von 88 Prozent der Betriebe einen Ausfall der Kommunikation nach außen an. Daraus folgend gaben auch 77 Prozent der Unternehmen einen fehlenden Kundenkontakt an. In der Konsequenz befürchten 39 Prozent der Befragten einen Verlust von Aufträgen. 28 Prozent konnte Liefertermine nicht einhalten.
Bei rund 40 Prozent der Beriebe führten die Vorkommnisse zu einem Ausfall bzw. einer Beeinträchtigung der internen Logistik oder der internen betrieblichen Abläufe, auch wenn „nur“ 28 Prozent über einen Komplettausfall der internen Kommunikationssysteme berichten. Bei 19 Prozent sind die internen Rechnungssysteme ausgefallen. 9 Prozent gaben immerhin auch an, dass andere Betriebsstätten in Deutschland oder weltweit von den Ausfällen mit betroffen waren.
Trotz allem mussten mit 11 Prozent nur relativ wenige Betriebe teilweise oder komplett schließen. Wobei diese Quote betriebsbedingt bei den Dienstleistern (14 Prozent) höher ausfiel als etwa in der Industrie (8 Prozent). Vergleichsweise gering war mit 14 Prozent auch insgesamt die Zahl der Firmen, die über einen Ausfall der Sicherheitssysteme berichten.
In Bezug auf die Konsequenzen zieht fast die Hälfte der Untenehmen einen Anbieterwechsel in Erwägung. Insgesamt möchten die Betriebe die Ausfälle und den womöglich entstandenen Schaden näher analysieren. Ungeachtet der angedachten Maßnahmen anderer Akteure oder der der Telekom als Antwort auf die Vorfälle, kündigen viele Unternehmen in der Umfrage eigene Aktivitäten an, um solche Ausfälle zu vermeiden oder zumindest in diesem Umfang zu verhindern. Sie suchen selbst nach Alternativen oder möchten für sichernde Redundanzen sorgen. Natürlich nur, wenn das mit vertretbarem Aufwand auch selbst zu bewerkstelligen ist. Für dieses Ziel benötigen die Unternehmen aber mehr Informationen, auch Antworten von der Telekom selbst. Denn niemand weiß, ob eine vermeintliche Alternative nicht doch im Hintergrund auch von dem System und dem Netzt der Telekom abhängig ist.
Natürlich erheben die Befragten gegenüber der Telekom selbst die Forderung, dass sich ein solcher Ausfall, vor allem in diesem Ausmaß, nicht wiederholt. Ebenfalls prüfen viele Unternehmen mögliche Schadensersatzforderungen und fragen sich, wie sie diese einfordern und wahren könnten.
Die IHK Siegen plant deswegen einen Gedankenaustausch mit betroffenen Unternehmen, um insgesamt über die Umfrageergebnisse zu informieren. Die IHK möchte klären, wie in Zukunft die technischen Rahmenbedingungen und die Sicherheit des Kommunikationsnetzes gewährleistet und verbessert werden können. Zudem sollen bei der Veranstaltung auch rechtliche Fragen im Zusammenhang mit eventuellen Schadensersatzansprüchen zur Sprache kommen. Die IHK Siegen möchte zur Veranstaltung auch Verantwortliche aus dem Management der Telekom einladen.