Ein Blick auf die Finanznachrichten in Deutschland lässt zumindest zwei Namen immer wieder auftauchen: DAX und Dow Jones. Während der erste Aktienindex die 30 größten und liquidesten deutschen Unternehmen beinhaltet, ist der Dow Jones als Leitindex der USA bekannt. Hier sind die 30 größten US-Unternehmen notiert. Doch wie konnte sich der Dow Jones als Leitindex etablieren und wer steckte hinter der Idee?
Seit 1884: Dow Jones zweitältester bestehender Index
Was haben Goldman Sachs, American Express, Microsoft, Apple, Visa und Walt Disney gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht allzu viel. Auf den zweiten Blick jedoch handelt es sich um Unternehmen, die allesamt im Aktienindex Dow Jones vertreten sind. Die 30 wirtschaftlich wichtigsten Konzerne der Vereinigten Staaten finden in diesem Index auch über unterschiedliche Branchen zusammen. Bereits im Jahr 1884 wurde der Dow Jones als einer von mehreren Aktienindizes eingeführt, um die Entwicklung des Aktienmarktes im Land zu messen, ehe die erste Veröffentlichung rund 12 Jahre später folgte. Verantwortlich für die Idee zeichneten Charles Dow und Edward Jones, deren Nachnamen zu jenem des Index zusammengeführt wurden. Ihre Verbindung zur Aktienwelt entstand durch die Gründung des Wall Street Journals und Verlagshauses. Im Jahr 2020 handelt es sich beim Dow Jones um den zweitältesten noch bestehenden Aktienindex der Vereinigten Staaten.
Der Dow Jones berechnet sich ausschließlich durch die jeweiligen Aktienkurse der Unternehmen. Marktkapitalisierung, Dividenden, Bezugsrechte oder Sonderzahlungen besitzen demnach keinen Einfluss auf die Entwicklung. Um den Dow Jones Industrial Average zu berechnen, wird die Summe der einzelnen Kurse durch den sogenannten Dow-Divisor dividiert. Beim Blick auf den Dow Jones heute erkennen wir im Verlauf des Graphen das Ergebnis genau dieser Rechnung. Das bedeutet zugleich: Fällt der Kurs des Dow Jones ab, gibt es bestimmte wirtschaftliche oder politische Schwierigkeiten, denen die einzelnen Aktien im Index Rechnung tragen. Steigt der Index hingegen an, so ist das genaue Gegenteil der Fall.
Streuung ist die große Stärke des Dow Jones
Genau in dieser Situation kommt die große Stärke des Dow Jones zum Tragen. Durch die große Streuung über die unterschiedlichsten Branchen hinweg hat der Index eine höhere Widerstandskraft gegenüber wirtschaftlichen Krisen als einzelne Aktien eines Unternehmens. Doch wie die aktuelle Situation zeigt, ist diese Unterstützung nicht endlos. Durch die Folgen des Coronavirus innerhalb der Gesellschaft und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten fiel der Dow Jones auf den geringsten Wert seit November 2016, um allerdings im Anschluss gleich wieder anzusteigen. Die Experten in aller Welt streiten sich trotz der großen Bekanntheit nach wie vor darum, wie hoch die Bedeutung des US-Leitindex wirklich ist.
Ein Problem ist zum Beispiel, dass die Eröffnungspreise der 30 Einzelaktien nicht immer zur Verfügung stehen, da der Handel zum Teil erst später beginnt. In diesem Fall muss der Schlusskurs des vergangenen Tages genutzt werden. Da Dividenden keine Beachtung finden, schätzen Fachleute den Dow Jones Industrial Average eher für eine langfristige Marktbeobachtung, während der DAX im Vergleich dazu ein klassischer Performanceindex ist. Positiv angesehen wird derweil die geringe Volatilität des Index, da er vor allem aus etablierten, lange an der Börse notierten Unternehmen besteht. Einerseits fehlen so zwar junge, sehr erfolgreiche Konzerne wie Google Inc., andererseits besteht im Vergleich zu anderen Indizes historisch bedingt eine deutlich höhere Sicherheit für die Händler.