Winterberg setzt auf betriebliches Gesundheitsmanagement
Winterberg. Die Idee ist simpel – und deshalb auch so charmant und attraktiv. Was tun, wenn in einer Region wie Winterberg viele kleine und mittelständische Unternehmen eine nachhaltige, betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) zwar anstreben, dieser Vorsatz aber alleine nur mit viel Aufwand und Kosten zu realisieren ist? Ganz einfach: Sie schließen sich zusammen, nutzen Synergien und sparen damit Kosten. Diesen Ansatz verfolgt und unterstützt jetzt die Wirtschaftsförderung der Stadt Winterberg zusammen mit ihrem Kooperationspartner, dem Gesundheitsnetzwerk „praenet“. Der Einladung zur Start-Veranstaltung im Hapimag Resort waren jetzt viele Unternehmerinnen und Unternehmer gefolgt, um sich über das Projekt zu informieren. Ende Mai soll der Startschuss fallen.
Was kann betriebliche Gesundheitsförderung eigentlich leisten? Welche Kosten kommen auf die Unternehmen zu? Warum hilft BGF, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, wertvolle Fachkräfte zu halten sowie gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter langfristig zu binden? Antworten auf diese und andere Fragen gaben unter anderem Hans-Joachim Meier, Teamleiter und Inhaber von „praenet“, sowie Peter Reininghaus, der in einem Kurzvortrag darlegte, wie Unternehmen über individuelle Lohnkonzepte wie zum Beispiel Tankgutscheine Geld sparen und dieses dann wieder sinnvoll in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren können. Thomas Baum von der Barmenia referierte über die betriebliche Krankenversicherung und deren mögliche Einsparpotentiale.
Sensibilisierung der Mitarbeiter über Vorträge und Workshops
Zuvor hatte Geschäftsführer Michael Beckmann an eine Frage erinnert, die schon vor knapp drei Jahren im Gespräch war: „Wir beschäftigen uns bereits seit Jahren intensiv damit, unseren Kurort weiter zu entwickeln. Dabei haben wir das Geschäftsfeld der betrieblichen Gesundheitsförderung als ein wichtiges Zukunftsthema identifiziert. Die Frage war: Wie schaffen wir es, die vielen kleinen Betriebe so aufzustellen, damit sie sich mit diesem Thema beschäftigen können, um Menschen möglichst lange fit im Betrieb zu halten und sie zu begeistern.“ Mit diesem Modell, die Firmen unter dem Dach „Winterberg“ zu bündeln, könne dies gelingen, so Beckmann.
„Große Unternehmen können ein betriebliches Gesundheitsmanagement alleine stemmen, kleinere Betriebe haben es da einfach schwerer. Deshalb ist das Konzept unter dem Dach der Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH eine tolle Idee“, sagte Hans-Joachim Meier, dessen Gesundheitsnetzwerk aus Ärzten, Therapeuten und Beratern individuelle BGF-Konzepte für Unternehmen erstellt. Bevor es jedoch tatsächlich in die Bewegung geht für die Belegschaften, steht die Sensibilisierung an über Vorträge und Workshops. „Die Quote der Mitmacher ist nach einer vorherigen Aufklärung erfahrungsgemäß höher. Wir erreichen, dass sich die Mitarbeiter mit dem Thema befassen“, so Meier.
Von Blutdruck- und Blutzuckeruntersuchungen, Bewegungs- und Kursangeboten, Ernährungsberatungen über Krebsvorsorge-Untersuchungen bis hin zu Arbeitsplatz-Analysen, Arbeitssicherheit, Betriebssport, Vorträgen und Gesundheits-Events reicht unter anderem das Portfolio von „praenet“ in der Phase der Umsetzung. Die für das jeweilige Angebot eingesetzten Experten werden dazu nicht extern „eingeflogen“, sie sollen allesamt aus der hiesigen Region kommen, um auch bei den Anbietern einen Mehrwert vor Ort zu generieren.
Aufbau von Arbeitgeber-Marken ein Ziel
Sollten sich die Winterberger Unternehmer und möglichst viele Mitarbeiter für eine Teilnahme entscheiden, steht zwar in erster Linie die Gesundheits-Prävention im Vordergrund, allerdings können auch die Firmen selbst für ihren finanziellen und auch organisatorischen Aufwand mit nachhaltigen Effekten rechnen. „Wir müssen eigene Arbeitgeber-Marken aufbauen in Zeiten des Fachkräftemangels und der Headhunter. Das Gesundheitsmanagement gehört dazu. Damit können wir dem Arbeitnehmer etwas bieten“, berichtete Wolfgang Krenz, Geschäftsführer des Autohauses Krenz in Paderborn mit 30 Mitarbeitern, aus eigener Erfahrung. Früher habe man Arbeitnehmer schlicht und ergreifend austauschen können, heute sei es umso wichtiger, qualifiziertes Personal zu halten und an den Betrieb langfristig zu binden.
„Was machen wir anders, was machen wir besser als andere Arbeitgeber. Wir machen uns über solche Angebote interessant“, so Krenz, der das Winterberger Konzept lobte, aber auch davor warnte, den Aufwand bei der Umsetzung trotz der überzeugenden Präsentation bei der Kick-off-Veranstaltung nicht zu unterschätzen. Allerdings sei die Quote der Mitmacher aufgrund der guten Angebote und Organisation durch „praenet“ im Vergleich zu eigenen Angeboten deutlich höher.