Siegen. Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) an der Ruhr-Sieg-Strecke von Hagen bis Gießen schlagen Alarm. Sie sind bestürzt über den von Bundesverkehrsminister Ramsauer verkündeten Stopp für den Ausbau der Schienenstrecke. Seit 1992 – so lange stehen die Mittel im Bundesverkehrswegeplan – wird der Ausbau der Strecke von Fortschreibung zu Fortschreibung vertagt. Konsequenz: Die Bahn wird für den Gütertransport immer unattraktiver, die Unternehmer nutzen die Bahn immer weniger und die Nutzen-Kosten-Relationen werden immer schlechter werden.
„Die Entscheidung von Verkehrsminister Ramsauer“, so der Siegener Hauptgeschäftsführer, Franz J. Mockenhaupt, „nun den Ausbau wegen des geringen Nutzens auf Eis zu legen, grenzt daher schon an Sarkasmus.“ Die Wirtschaft braucht die Strecke, aber sie muss entsprechend ertüchtigt werden. Der Güterverkehr braucht größere Tunnelprofile und die Beseitigung von Steilstrecken. Alles das sollte mit den vorgesehenen Mitteln gebaut werden.
Gerade haben die IHKs Siegen, Hagen und Lahn-Dill ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die Bedeutung der Bahnstrecke im Verbund mit den Fernstraßen in Südwestfalen und in Hessen für die Wirtschaft zu untersuchen. Bei einer prognostizierten Zunahme des Güterverkehrs von 70 Prozent und mehr in den nächsten zwanzig Jahren, kann die Industrieregion zwischen Hagen und Gießen das Güterverkehrsaufkommen ohne eine leistungsfähige ausgebaute und mit der Straße vertaktete Schiene nicht bewerkstelligen, so die IHKs.
Auch unter überregionalen Aspekten hält der Hauptgeschäftsführer der SIHK Hagen, Hans-Peter Rapp-Frick diese Entscheidung für kurzsichtig und für völlig falsch: „Wir wissen, dass die Nord-Süd-Verbindung der Bahn dringend ausgebaut werden muss und die Strecke zwischen Hagen – Gießen – Frankfurt ein ganz wichtiges Bindeglied bildet. Dieses zu opfern ist alles andere als strategisch und langfristig gedacht.“
Wenig Verständnis haben die IHKs entlang der Ruhr-Sieg-Strecke auch dafür, dass quasi im Handstreich von oben herab, ohne die Bedürfnisse der Wirtschaft in der Region im Auge zu haben, dieser Ausbaustopp nun verkündet wird. Der Hauptgeschäftsführer der IHK Lahn-Dill, Andreas Tielmann: „Wir bieten deshalb dem Bundesverkehrsminister und der Bahn an, gemeinsam auf den Ergebnissen der Untersuchung zur Bedeutung der Schiene für den Güterverkehr in Südwestfalen und Mittelhessen, diese Entscheidung noch einmal zu prüfen.“ Die IHKs haben deshalb sowohl Bundesverkehrsminister Ramsauer als auch Bahnchef Grube sowie alle Bundes- und Landtagsabgeordneten der Region von Hagen bis Siegen angeschrieben und gehen davon aus, dass in der Sache das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.