Arnsberg. Erleichterung, Freude, Stolz, Erstaunen, Zufriedenheit. Bunt waren die Reaktionen von Publikum und Darstellern nach einer besonderen Theateraufführung in der KulturSchmiede in Arnsberg. Warum? Weil keiner der gefeierten Schauspieler sich noch vor einer Woche hätte vorstellen können, im Rahmen der Berufsausbildung bei der Stadt Arnsberg ein Theaterstück zu entwickeln.
Sind sie doch eigentlich Auszubildende im Forstbetrieb, in der Kfz-Werkstatt, im Archiv, als Bauzeichner oder im klassischen Verwaltungsbereich gehobener und mittlerer Dienst. Die Inhalte in der Ausbildung sind normalerweise so ganz anderer Art: Bäume fällen, Autos reparieren, Dokumente archivieren, den Bürger beraten, Akten bearbeiten, Gesetzestexte anwenden.
In einem fünftägigen Theaterworkshop vom 15. bis zum 19. Oktober 2012 hatten die Auszubildenden nun die Aufgabe, ein Theaterstück zum Thema “Gesundheit” zu entwickeln. Die besondere Herausforderung dabei: Das Ergebnis sollte am Ende des Workshops vor einem Publikum präsentiert werden.
Die ungewöhnliche Aufgabenstellung sorgte zunächst mal für sehr unterschiedliche Reaktionen unter den angehenden Schauspielern: Von “ich probier das mal” über “kann ich mir nichts drunter vorstellen” bis hin zu klarer Ablehnung war zu Beginn alles dabei.
Skepsis weicht Spaß am Schauspielern
Doch schon nach einem Tag bemerkten die Workshopleiter Jürgen Britten, Sozial-pädagoge und Schauspieler und Christian Mono, Filmemacher, sowie Ausbildungs-leiterin Gabriele Kaufhold und Personalentwickler der Stadt Detlef Struwe, wie die Skepsis der Teilnehmer allmählich in Begeisterung umschlug.
“Viele legten auf einmal den Schalter um stellten sich der Aufgabe“, berichtet Britten. Dann ging es richtig los: Szenen wurden entwickelt, Requisiten organisiert, Aufgaben verteilt, Verantwortung übernommen. Die Auszubildenden wuchsen in ihrer Rolle und als Gruppe, der Gruppenprozess entwickelte eine Dynamik, die die Zuschauer bei der Aufführung beeindruckte.
Ziel dieser Woche war es, Fähigkeiten, die im Berufsalltag von großer Bedeutung sind, einmal auf andere Weise zu schulen. Denn, so finden Gabriele Kaufhold und Detlef Struwe, die Verantwortlichen bei der Stadt Arnsberg: “Soziale Kompetenzen werden in unserer modernen Industriegesellschaft im privaten aber auch im beruflichen Bereich immer wichtiger. Differenziertes Denken, das Einnehmen neuer Blickwinkel, lebenslanges Lernen, eine hohe Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeit, mutig sein, Bereitschaft zur Teamarbeit aber auch das Achten auf sich selbst müssen den Auszubildenden als Kompetenzen vermittelt werden.”
Viele wichtige Fähigkeiten wurden geschult
Genau diese Kompetenzen zu unterstützen, war vorrangiges Ziel des Theaterwork-shops. Die Azubis bekamen hier die Chance, Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen zu sammeln: Welche Wirkung habe ich auf andere Menschen, wie lerne ich deutlich zu sprechen und mich lebendig auszudrücken. Die Bedeutung von Körpersprache wurde aufgezeigt. Die Texte mussten klar, verständlich und präzise formuliert werden. Es wurde deutlich, dass Teamarbeit zum Gelingen der Aufgabenstellung unbedingt notwendig und jede Rolle und Aufgabe wichtig ist.
Das Fazit der Azubis: Eine etwas ungewöhnliche Woche, die jedoch Spaß machte, ein Wir-Gefühl erzeugte und den Teilnehmern wertvolle Eindrücke für das weitere Berufsleben mit auf den Weg gab.
Quelle: Stadt Arnsberg