Trotz der derzeitigen weltweiten Wirtschaftskrise stand Deutschland bislang immer noch verhältnismäßig gut da. Umso mehr Aufmerksamkeit finden deshalb jetzt die Vorwürfe, mit denen sich die Deutsche Bank auseinandersetzen muss.
Bereits Mitte 2011 unterstellten einige ehemaliger Mitarbeiter der Bank, sie habe Finanzgeschäfte in ihrer Bilanz nicht richtig bewertet, um somit einen Milliardenverlust zu vermeiden. Dabei geht es um extrem komplizierte Wertpapiere in einem Gesamtwert von bis zu 130 Milliarden Dollar.
Immer mehr neue Vorwürfe gegen das Kreditinstitut
Aktuell gibt es neue Vorwürfe gegen das Geldinstitut. Im Zusammenhang mit dem bereits zurückliegenden Skandal um Steuerhinterziehung, Geldwäsche und versuchte Strafvereitelung beim Handel von CO2-Verschmutzungsrechten, wurden nun bei einer Großrazzia Gebäude der Deutschen Bank durchsucht und mehrere Mitarbeiter festgenommen. Insgesamt 25 Mitarbeiter hatte die Staatsanwaltschaft dabei im Auge, darunter auch den Co-Vorsitzenden des Vorstands der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, und Finanzvorstand Stefan Krause.
Fitschen und Krause sollen dabei im Visier der Ermittler stehen, weil sie die Umsatzsteuererklärung für das Jahr 2009 unterschrieben haben und die Bank darin 310 Millionen Euro Steuererstattung geltend gemacht hatte. Den Ermittlern zufolge konnte dieses Geld nur aufgrund von Betrug beansprucht werden. Als die Deutsche Bank später ihre Angaben berichtigt hatte und auf die Ansprüche verzichten wollte, war das in den Augen der Staatsanwaltschaft bereits zu spät.
Außerdem soll die Deutsche Bank – das größte Kreditinstitut Deutschlands – Unterlagen beziehungsweise E-Mails vernichtet haben, die bei der Aufklärung des Falles hätten weiterhelfen können. Fünf Mitarbeiter sollen die E-Mails zum Teil unwiederbringlich gelöscht haben.
Aus dem Umfeld der Deutschen Bank heißt es, die Vorwürfe seien absurd, niemand habe manipuliert. Aufgrund der riesigen Datenmenge, die bei dem Institut aufkomme, seien unbeabsichtigt Lücken entstanden. Allerdings handle es sich dabei nur um „ein Tausendstel“ des gesamten Schriftverkehrs zu den fraglichen Geschäften.
„Bei jedem Finanzskandal ist die Deutsche Bank dabei“
Die immer neuen Vorwürfe scheinen derzeit kein Ende zu nehmen. Auch Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin kommentiert nun die aktuellen Ereignisse: „Es ist an der Zeit, dass nun endlich bei der Deutschen Bank nachgeguckt wird. Bei jedem Finanzskandal ist die Deutsche Bank dabei.“
Auch die Aktie der Deutschen Bank ist inzwischen von dem Skandal betroffen. In den vergangenen Tagen war sie einer der größten Verlierer im Dax.
Aufmerksamkeit finden jedoch nicht nur die Vorwürfe an sich, sondern auch die Art, wie die Unstimmigkeiten ans Licht gekommen sind. Der Risikoanalyst Eric Ben-Artzi war noch bis Ende 2011 als Vice President Legal, Risk Capital Division in der Wall-Street-Niederlassung des Frankfurter Konzerns beschäftigt. Seine Aufgabe war es, zu überprüfen, ob die Angaben, die die Deutsche Bank offiziell zu bestimmten, komplexen Wertpapiergeschäften macht, so auch richtig sind.
Dabei ist Ben-Artzi, eigener Aussage zufolge, ein Betrug aufgefallen. Bei den Geschäften mit sogenannten „Leveraged Super Senior Notes” habe die Bank demnach große Bewertungsfehler gemacht und auf diese Weise den Verlust von mehreren Milliarden Dollar verschleiert. „Das ist Betrug. Da gibt es keine Grauzone, das ist einfach schwarz“, meint der ehemalige Mitarbeiter.
Zunächst hatte sich Eric Ben-Artzi mit seinen Bedenken an seinen Vorgesetzten gewandt, doch als dies keinen Erfolg brachte, trug er seine Entdeckungen bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC vor. Nur kurze Zeit später wurde der Mathematiker entlassen.
Eine Motivation, um den Fall offiziell zu melden, war für den ehemaligen Mitarbeiter wohl ein neues Programm, das seit Sommer 2011 in den USA in Kraft ist und das darauf abzielt, Insider zur Preisgabe von Tipps zu bewegen.
Whistleblower erhalten hohe Belohnungen
Auch die Deutsche Bank ist Teil des Programms, das im Rahmen der Dodd-Frank-Finanzmarktreform entwickelt wurde. Falls ein sogenannter „Whistleblower“ der SEC Informationen liefert, die dazu beitragen, Sanktionen von über einer Million Dollar verhängen zu können, erhält er eine Belohnung. Laut der SEC-Abteilung für Whistleblower seien im Jahr 2012 bereits mehr als 3.000 Tipps eingegangen. Außerdem sei bereits im August die erste Belohnung von 50.000 Dollar ausgezahlt worden. Die Höhe der Summe hängt von verschiedenen Faktoren ab und beträgt zwischen 10 und 30 Prozent der verhängten Sanktionen.
Solche Schlagzeilen betreffend der Deutschen Bank reißen ja gar nicht mehr ab. Es kommen ja immer wieder neue „Skandale“ ans Licht. Wer weiß, was da noch alles in Zukunft ans Licht kommt.