Das Sparen und Knausern wird gern dem schwäbischen Teil der deutschen Bevölkerung nachgesagt. Nach dem aktuellen Konjunkturbericht des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) scheint das vorausschauende Sparen jedoch eine gesamtdeutsche Tugend zu sein.
Deutsche investieren gern in das Eigenheim
Das Sparen mit kurzfristigen und schnell erreichbaren Anlagen ist bei den Deutschen derzeit äußerst beliebt. Fast die Hälfte der neu gebildeten Finanzanlagen erfolgt in Form von sogenannten Sichteinlagen bei Banken. Gleichzeitig investiert man verstärkt in Realwerte, insbesondere in Wohnimmobilien. ”Die von vielen Anlegern derzeit verfolgte Strategie, einen Mix aus kurzfristigen Anlagen und Realwerten vorzunehmen, ist nachvollziehbar. Das wirtschaftliche Umfeld ist einerseits durch extrem niedrige Zinsen geprägt, andererseits sind die Bürger unsicher, ob die Preise auf Dauer stabil bleiben werden. Eine Möglichkeit, die Rendite auf das Geldvermögen zu erhöhen, ist die Beimischung von ausgewählten Wertpapieren, beispielsweise Investmentfonds, dividendenstarken Aktien oder Unternehmensanleihen. Die konkrete Auswahl sollte dabei im Einklang mit der Risikoeinstellung des Anlegers stehen” , so BVR-Vorstandsmitglied Dr. Andreas Martin.
Im Zeitraum Oktober 2011 bis September 2012 haben laut der Studie die privaten deutschen Haushalte ihre Einlagen bei inländischen Banken um 84,4 Milliarden Euro erhöht. Der BVR geht davon aus, dass die Investitionen in Wohnimmobilien auch zum Ende des Jahres 2012 weiter angestiegen sind. Im Jahr 2011 lagen die Nettoinvestitionen der privaten Haushalte bei 49,6 Milliarden Euro. Rund 90 Prozent davon flossen in den Bau oder in den Kauf von Wohnimmobilien. Kein Wunder, denn viele Deutsche wollen jetzt zuschlagen: Die Finanzierungskosten für Wohnimmobilien lagen im September mit einem Zinssatz von 3 Prozent so niedrig wie noch nie zuvor. Trotzdem hat sich die Neigung zum Sparen bei den Deutschen seit dem vergangenen Jahr auch bei niedrigen Zinsen nicht verändert. Vergleicht man das Verhältnis zwischen dem Sparen und dem zur Verfügung stehenden Einkommen, dann lag im dritten Quartal dieses Jahres die Sparquote bei 10,3 Prozent.
Sparen ist eine Tugend – der Dezember bildet eine Ausnahme
So sparsam und vorausblickend die Deutschen im ganzen Jahr sind, zur Weihnachtszeit weichen sie anscheinend gern von ihren Regeln ab. Für die Weihnachtsgeschenke geben wir im Durchschnitt rund 230 Euro aus. Die haben die Deutschen jedoch nicht immer auf der hohen Kante. Rund 3,4 Millionen Deutsche wollen in diesem Jahr für die Weihnachtsgeschenke Kredite aufnehmen, wie eine aktuelle Studie im Auftrag von LifeFinance ergab. Dabei wollen rund 71 Prozent auf einen Dispokredit zurückgreifen. Weitere 12 Prozent wollen sich Geld von Freunden und Bekannten leihen (die dann hoffentlich keine Geschenke von ihrem eigenen Geld bekommen). Weitere 8 Prozent verschieben das Bezahlen der Rechnung auf später, weitere 8 Prozent vereinbaren eine Ratenzahlung. Vor allem junge Deutsche zwischen 20 und 29 Jahren neigen zu den gepumpten Weihnachtsgeschenken. Es lässt sich vermuten, dass diese Altersgruppe wenige Möglichkeiten zum Ansparen hat und deshalb auf den Dispokredit zurückgreifen will um den Lieben etwas Schönes unter den Weihnachtsbaum legen zu können. Grundsätzlich sind deutsche Bürger unter 30 überdurchschnittlich häufig von Überschuldung betroffen. Insgesamt ist in Deutschland fast jeder zehnte Bürger über 18 Jahren überschuldet, das sind rund 6,6 Millionen Menschen. Viele Menschen stocken auch gern ihr Kreditkartenlimit auf und zählen auf die Zahlpause, die viele Kreditinstitute ihren Kunden einräumen. Das ist für alle diejenigen eine gute Möglichkeit, die im Januar auf eine gute Lohnzahlung zum Ausgleich hoffen können. Aber Vorsicht, die Konditionen der Kreditkarten Angebote variieren sehr stark. Man sollte sich vorher kundig machen, was die eigene Kreditkarte hergibt. Wer keine Besserung der privaten Finanzen in Ausblick hat, sollte in diesem Jahr am Besten die Zähne zusammenbeißen und auf größere Geschenke verzichten.