Siegen – Es ist die 70. Ausstellung der Reihe IHK Galerie und bestritten wird sie von einer jungen und überaus spannenden Künstlerin: Leona Haas, die geometrische Formen ebenso liebt wie die Vielfalt künstlerischer und handwerklicher Techniken und die das alles zu faszinierenden Kompositionen zusammensetzt. „Ich starte mit Skizzen“, erklärt Leona Haas und blättert in einem kleinen Buch: „Mein Skizzenbuch habe ich immer dabei.“ Ob im Café oder im Zug – überall zeichnet sie geometrische Gebilde wie Dreiecke, Rechtecke, Würfel: „Manche Skizzen sprechen nicht zu mir, bei anderen mache ich weiter.“
Dann beginnt ein ausgeklügelter Arbeitsprozess, unter anderem auch für die Ausstellung: Einzelne Linien werden spielerisch in geometrische Flächen und Körper überführt, durch Wiederholung, Reihung und Spiegelung der Flächen und Körper entstehen im Anschluss immer neue Muster, die Einzelformen verbinden sich zu einer Einheit. Der Blick des Betrachters wird durch die Anordnung in bestimmte Richtungen gelenkt und mit zunehmender Wiederholung, Reihung und Spiegelung verliert die Einzelform an Relevanz – der Gesamteindruck des Musters überwiegt. Die skizzierten Muster überführt Haas dann mittels verschiedener Techniken in Stickereien, Aquarelle, Zeichnungen, Acrylmalereien, Drucke oder auch modulare Origami-Arbeiten, so dass in ihren Werken immer auch die Materialsprache eine wichtige Rolle spielt.
Die Arbeiten der in Brachbach lebenden Künstlerin bestechen durch ihre Perfektion. Beispielhaft ist das großformatige Acrylgemälde, das aus unzähligen kleinen Würfeln zusammengesetzt ist. Leona Haas hat sie in fein abgestimmten Grüntönen ausgemalt und mit feinem Strich schwarz umrahmt – einen Würfel so exakt wie den anderen. So präzise, dass das fertige Bild fast wirkt als wäre es am Computer entstanden.
Die Farben für Ihre Werke sucht Haas mit Bedacht und viel Gefühl für Harmonie aus. Bei Aquarellfarben experimentiert sie dazu mit der Zugabe von Wasser solange, bis sie den passenden Ton gefunden hat. Auch Siebdrucke gehören zu Leona Haas‘ Repertoire, sie haben die gleiche Formensprache wie ihre Aquarelle: Geometrische Muster. Dabei hat die Künstlerin aber ihre eigene Technik entwickelt, die man bei der Ausstellung begutachten kann: Sie schneidet aus reißfestem und wasserabweisendem „Elefantenpapier“ Muster aus und drückt die Farbe durch ein großes Sieb auf den Untergrund. Dieser kann auch aus einem textilen Material bestehen – so hat sie auf einen schwarz-weiß gestreiften Stoff Figuren in sattem Rosa gedruckt und das Muster mit handgestickten Paillettenstreifen unterbrochen. Für Siebdrucke verwendet sie als Untergrund besonders gerne Stoff: „Der lässt sich besser besticken als Papier.“
Für Leona Haas ist das Sticken mehr als eine fast aus der Zeit gefallene Handarbeit. Manchmal mischt sie verschiedene künstlerische Techniken, welche man bei der Ausstellung erkennen kann. Dann bestickt sie die geometrischen Figuren auf einem Aquarell oder einem Siebdruck mit Garn oder winzigen Perlen. Ihre „Stickbilder“ sind mal monochrom, mal farbig. Unzählige feine Kreuzstiche formt sie auf Stoffunterlagen zu geometrischen Motiven. Die Stickerei verleiht den strengen Motiven etwas Sinnliches: Man möchte die schimmernde Oberfläche aus Garn berühren und das Muster mit den Fingern nachzeichnen. Für Leona Haas hat Sticken „etwas Meditatives: Man kann abschalten.“ Den Umgang mit Sticknadel, Garn und Stoff hat sie von ihrer Großmutter gelernt. Nach dem Abitur studierte sie an der Universität Siegen Kunst und Germanistik für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen. Während des Hauptstudiums waren Plastik und Druckgrafik ihre Schwerpunkte. In ihrer Staatsarbeit im Bereich der Plastik konzentrierte sie sich auf das Sticken und Origami, die fernöstliche Kunst des Papierfaltens. Eine ihrer Origamiarbeiten besteht aus winzigen, Stück für Stück gefalteten Einzelteilen, insgesamt etwa 2000. Das attraktive schwarze Objekt ist in der Ausstellung in einer Vitrine zu sehen.
Die Vernissage der Ausstellung, die in Kooperation mit dem Kunstverein Siegen veranstaltet wird, findet am Donnerstag, 18. August 2022, um 19 Uhr im Südwestfalen-Saal der IHK statt. Jennifer Cierlitza, Geschäftsführerin und Kuratorin des Kunstvereins Siegen und Dr. Christine Tretow von der IHK Siegen führen an diesem Abend im Dialog mit Leona Haas in die Ausstellung ein. Pate der Ausstellung ist Klaus Kotzan, Vorstand für Finanzen und Verwaltung der Outback Stiftung. Eine Anmeldung unter der Webseite ist erforderlich.
Bei der Ausstellung gilt grundsätzlich Maskenpflicht. Die Masken dürfen allerdings abgenommen werden, sobald der Mindestabstand von 1,5 Metern sichergestellt ist.
Quelle: Industrie- und Handelskammer Siegen