Frauen werden in Gesprächen, Verhandlungen und Diskussionen oft als weniger durchsetzungsfähig und kompetent eingeschätzt und erreichen in Folge oft nicht das Ziel, das sie sich gesetzt haben. Das geschieht unabhängig von ihren eigentlichen Fähigkeiten, ist ungerecht und diskriminierend! Deshalb arbeitete Dozent Felix Bender gemeinsam mit den Teilnehmerinnen des ersten Seminars dieser Art an der Paracelsus Heilpraktikerschule Siegen daran, mit starker Stimme und sicherer Körperhaltung souverän aufzutreten.
Die Teilnehmerinnen erfuhren, welchen Einfluss Ihre Stimme und Körperhaltung darauf hat, wie ihr Gegenüber sie wahrnimmt. Der Dozent – seit Jahren als Kommunikationstrainer und akademischer Sprachtherapeut (Klinischer Linguist) aktiv – wies auf die relevanten Aspekte hin und die anwesenden Frauen konnten unmittelbar ausprobieren, wie sich ihr Auftreten dadurch veränderte. Äußerst effektiv waren dabei die Rückmeldungen aus der Runde. Denn es zeigte sich, dass sich viele von der Außenwirkung her oft negativer einschätzen als es das Umfeld wahrnimmt. Eine Teilnehmerin war regelrecht über die in ihr schlummernden Talente überrascht: „Ich kann ja sprechen! 52 Jahre habe ich es vermieden, viel zu reden. Aber jetzt weiß ich: Ich kann es!“
Um die Erfolge zu festigen, erforschten die teilnehmenden Frauen unter Anleitung Felix Benders in diversen Praxis-Einheiten ihre Stimme. Dabei steigerten sie sich von kurzen Silben und leicht zu sprechenden „Nicht-Wörtern“ (also Wörtern, die es im Deutschen gar nicht gibt, die sich aufgrund ihrer Lautstrukturen aber hervorragend zum Üben eigneten) über lange, schwieriger auszusprechende Wörter bis hin zu Sätzen und Texten. Da die Eigenwahrnehmung eine entscheidende Rolle spielt, wurde der ganze Körper in die Übungen integriert. Beispielsweise wurde das Brustbein abgeklopft, die Stimme mit Unterstützung von Gummibändern hineingezogen oder die Balance gefunden.
Bei allen vermittelten Techniken und Methoden zu Stimme und Körperhaltung war es Felix Bender und den Teilnehmerinnen wichtig, dass sie authentisch bleiben. Denn auch wenn Sprecherinnen mit einer tieferen Stimme in der Regel als kompetenter eingestuft werden, gilt diese positive Einschätzung nur, wenn der Klang dabei natürlich bleibt. Deshalb lernten die Frauen in Siegen, wie sie unter diesem Aspekt die Brustresonanz unterstützen konnten. Auch hierbei waren die Rückmeldungen aus der Gruppe ein effektives Instrument, außerdem wurde die Stimme ganz objektiv mit Hilfe eines Computerprogramms analysiert. Körpergefühl und technische Analyse unterstützten sich hierbei hervorragend.
Unter Einbezug der gesamten Räumlichkeiten der Paracelsus Heilpraktikerschule in Siegen testeten die anwesenden Frauen ihre Stimme auch unter ungewohnten Bedingungen. So riefen sie sich Sätze quer über den Flur zu, um auszuprobieren, was eine angemessene Lautstärke ist – ohne die Stimmqualität zu vernachlässigen. Denn häufig passiert es dabei, dass ungewollt die Stimme höher und sogar piepsig wird, also die Kopfresonanz überwiegt. Dieser Effekt zeigt sich nicht nur bei größeren Entfernungen, sondern auch in lauten Umgebungen und unter Stress. Sprecher und insbesondere Sprecherinnen werden daraufhin meistens als unsachlich oder gar hysterisch eingestuft. Den Absolventinnen des Stimm-Kurses in Siegen wird dies zukünftig nicht mehr passieren. Denn sie wissen nur, wie sie sich auch unter schwierigen Bedingungen mit starker Stimme zu Wort melden können.
Aufgrund der positiven Rückmeldung haben sich die Siegener Studienleiterin Christine Heidkamp und Felix Bender dazu entschlossen, das Seminar im kommenden Jahr an drei Terminen ab dem 16. Februar 2017 erneut anzubieten.
Bericht: Felix Bender
