Siegen – Empfindlich, dünn und trocken – dass sich ihre Haut mit Beginn der Chemotherapie verändert hat, bemerkt Margret L. vor allem daran, dass sie nun öfter zum Cremetiegel greifen muss. „Als Hausfrau bin ich mit meinen Händen auch sehr oft in Kontakt mit Putzwasser. Das trocknet meine Hände zusätzlich aus“, so die Krebspatientin im Onkologischen Therapiezentrum (OTZ) am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. Beim dortigen Hautpflege-Tag ließ sie sich als einer der Teilnehmer von Kosmetikerin Britta Klingbeil beraten, die den Interessierten individuelle Tipps zu pflegerischer und „dekorativer“ Kosmetik mit auf den Weg gab.
Hautveränderungen zählen zu den häufigsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Diese können von trockenen Hautstellen, roten Flecken und Schuppen bis hin zu Ausschlägen und Verfärbungen reichen. Als eine der wichtigsten Regeln gilt, sich so gut wie möglich vor Sonnenstrahlen zu schützen. Cremes mit Lichtschutzfaktor sollten daher täglich aufgetragen werden. Bei trockener Haut können milde, rückfettende Pflegeprodukte Abhilfe schaffen. Was die Haut im Alltag zusätzlich reizen kann, sind Arbeiten im Haushalt: „Meist sind die Schmutzpartikel im Putzwasser auslösend dafür, dass die Haut an den Händen noch mehr austrocknet“, machte Britta Klingbeil deutlich. Die Expertin riet, zu dünnen Einweghandschuhen zu greifen. „Das mag zu Beginn bestimmt komisch für jene sein, die gerne mit den bloßen Händen putzen. Es ist jedoch reine Gewohnheit. Probieren Sie das einfach mal aus“, so Klingbeil.
Welche praktischen und länger anhaltenden Möglichkeiten es gibt, ausgefallene Augenbrauen nachzuzeichnen, interessierte Sabrina K., ebenfalls OTZ-Patientin. Britta Klingbeil verwies auf reib- und wasserfeste Augenbrauenstifte, die beispielsweise in Drogerien oder Parfümerien erhältlich sind. „Mit der Spitze des Stiftes können Sie kleine Härchen nachzeichnen. Dabei ist es wichtig, keine zu dunkle Farbe zu wählen“, sagte die Kosmetikerin. Ein weiteres Thema beim Hautpflege-Tag war die Rosacea – eine entzündliche Hauterkrankung, die schubweise im Gesicht auftritt und durch fleckige Rötungen auf Wange, Nase und Stirn sichtbar wird. Sabrina K. erläuterte, dass sie bereits eine entsprechende medizinische Creme mit Lichtschutzfaktor (LSF) nutzt, dennoch an ein paar Stellen rote Flecken im Gesicht beobachtet. Klingbeil verwies darauf, dass der LSF vor der Nachtruhe runter vom Gesicht sollte: „Bleibt ein Pflegeprodukt mit Lichtschutzfaktor über Nacht auf der Haut, kann sich im Lauf der Zeit eine Allergie entwickeln. Tagsüber kann der Lichtschutzfaktor jedoch ohne Sorge aufgetragen bleiben.“
Von Gesichtscremes über Lippenstifte und Lidschatten bis hin zu Lotionen für die Körperpflege hatte Britta Klingbeil ein breit gefächertes Equipment an pflegerischen und kosmetischen Produkten dabei, um die Kurs-Teilnehmer zu beraten und ihnen Handgriffe fürs Schminken vorzuführen. Krebspatienten auf diese Weise zu helfen, ist für Klingbeil eine Herzensangelegenheit: „Ich liebe meinen Beruf und möchte hier im OTZ einfach näherbringen, wie man trotz schwerer Krankheit schon mit einfachen Handgriffen etwas Gutes für sich tun kann.“ Aus beruflicher Erfahrung weiß die Kosmetikerin, dass es für diese Menschen oft wichtig ist, schnell, praktisch und wirksam vorzugehen. „Da reicht in den meisten Fällen einfach die Wimperntusche oder das Auffüllen der Augenbrauen mit einem Stift. Die sind nämlich der Rahmen des Gesichtes und verleihen Ausdrucksstärke – vor allem jetzt, in Zeiten von Maskenschutz.“
Den Hautpflege-Tag im OTZ rief die pflegerische Leiterin Sabine Arndgen im Frühjahr 2019 ins Leben: „Corona-bedingt mussten wir die Beratungen leider pausieren. Umso mehr freuen wir uns, den Patienten nun wieder diese Möglichkeit bieten zu können. Ich erlebe jedes Mal sehr dankbare Teilnehmer, die mit einem guten Gefühl wieder nach Hause gehen.“
Der nächste Beratungstag „Hautpflege während der Chemotherapie“ findet am Mittwoch, 1. Juni, 11 bis 14 Uhr, im OTZ statt. Die Beratung richtet sich an krebserkrankte Frauen und Männer jeden Alters, sowie auch an jene Patienten, die ihre Chemotherapie nicht im Siegener OTZ erhalten.
Quelle: Diakonie in Südwestfalen gGmbH