Siegen – Häusliche Pflege – automatisch denkt man an die Versorgung von älteren, hilfsbedürftigen Menschen, die mit Unterstützung eines Pflegedienstes in ihrem häuslichen Umfeld gepflegt werden. Bei Kindern denkt man, dass dies insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern Aufgabe der Eltern ist und es dafür keine Pflegedienste gibt.
Aber schon seit 1996 besteht ein Angebot für Familien mit schwerkranken Kindern, die in ihrem häuslichen Umfeld versorgt werden, an der DRK Kinderklinik. Die Idee, einen ambulanten Kinderkrankenpflegedienst zu gründen, kam daher, dass die damals 6 jährige „Anke“ seit ihrer Geburt auf der Intensivstation behandelt wurde und man es ihr ermöglichen wollte, trotz der notwendigen Dauerbeatmung mit der Familie zu Hause zu leben.
Alle technischen Rahmenbedingungen für eine 24-Stunden-Intensivpflege wurden geschaffen, doch damit war es nicht getan. Auch ein entsprechendes Team mit intensivpflegerischen Kompetenzen wurde intern aufgebaut. Und so konnte Anke als erste Patientin nach Hause entlassen werden, in dem sie noch heute, 20 Jahre später, von hochspezialisierten Pflegekräften der DRK-Kinderklinik Siegen versorgt wird. Sie konnte aufgrund der Versorgung zu Hause die Schule besuchen und geht mittlerweile in der AWO-Werkstatt arbeiten. Nach diesem ersten Ansatz, eine Intensivpflege aus dem klinischen ins häusliche Umfeld zu verlagern, wurde schnell klar, dass aufgrund der medizinischen Entwicklung kurzfristig mehr Bedarf für ein solch spezielles Pflegeangebot entstehen würde.
Heute versorgen die mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Häuslichen Kinderkrankenpflege in einem Umkreis von rund 60 Kilometern um Siegen 18 Patienten, sieben Patienten davon sind 24 Stunden am Tag auf künstliche Beatmung angewiesen, 15 Patienten sind tracheotomiert (d.h. sie haben einen Luftröhrenschnitt mit Kanüle), viele von ihnen schwerst-mehrfach-behindert. Hinzu kommen immer vier bis fünf Patienten, die im Rahmen von kurzen Einsätzen zu Hause versorgt werden: z.B. Kinder mit Kurzdarmsyndrom und parenteraler Ernährung oder Frühgeborene mit Magensonde.
Hauptaufgabe ist dann die Anleitung und Beratung der Eltern. Die Patienten werden zwischen einer Stunde am Tag als Anleitung und Beratung bei Kindern mit Magensonde bis zu 24 Stunden zum Beispiel bei Langzeitbeatmung vor Ort versorgt. Geschäftsführerin Stefanie Wied, die vor 20 Jahren maßgeblich an der Konzeption und Umsetzung des Angebotes beteiligt war ist froh, „dass wir mit diesem besonderen Konzept so vielen betroffenen Familien helfen konnten, den Weg mit ihrem schwer kranken Kind aus dem Krankenhaus in das gewohnte Zuhause zu gehen.“ „Die besondere Art der Pflege, acht Stunden für einen Patienten da zu sein, die enge Zusammenarbeit mit den Eltern und das evtl. über Jahre hinweg, dass kann sich auch nicht jede Pflegekraft vorstellen. Viele ziehen hier die Arbeit im stationären Bereich und mit Kollegen zusammen in einer Schicht vor“, so beschreibt Bereichsleiterin Susanne Solbach die Herausforderung, entsprechende Pflegefachkräfte für diese ganz spezielle Form der Versorgung zu finden.
Bundesweit fehlen zurzeit ca. 50.000 Pflegekräfte. Die Häusliche Kinderkrankenpflege der Kinderklinik hat immer Bedarf an qualifizierten Fachkräften in der Pflege. Zurzeit beschäftigt mehr als 100 Mitarbeiter mit unterschiedlichen Stellenanteilen (20% – 100%). Auch wenn „Anke“, die erste Patientin von vor 20 Jahren gut versorgt ist, so warten doch immer wieder Patienten in der Kinderklinik auf dem Wellersberg darauf, dass dank neuer Mitarbeiter neue Teams gebildet werden können, um die Intensivstation der Klinik Richtung Heimat verlassen zu können.
Wer eine pflegerische Ausbildung hat und Interesse an einer neuen Herausforderung in dieser Form der Pflege hat, kann sich gerne an Susanne Solbach oder Angelique Badstübner unter 0271/2345-378 wenden.