Wilnsdorf – Ton für Ton wollen sie die Welt verändern, mit jeder Note etwas dazu beitragen, dass sich die Lebensbedingungen für Kinder weltweit verbessern: die Kinder- und Jugendchöre der Musikschule Wilnsdorf. In Würdigung ihres Chor-Projektes über Kinderarbeit wurden die Liederstrolche und Cantanima im Jahr 2010 zu UNICEF-Juniorbotschaftern ernannt. Seitdem hat ihr humanitäres Engagement nicht nachgelassen. Im Sommer 2014 führten sie erneut ihr Musical „Damit Kinder leben können“ auf, gemeinsam mit dem Kinderchor Singsalabim der Kirchengemeinde Klafeld-Geisweid. Der Erlös des Konzertes ging an die gemeinnützige Organisation Stitching for School and Life (SSL), die afghanische Frauen und Kinder unterstützt.
Chorleiterin Andrea Stötzel überreichte kürzlich den Scheck über 1.000 Euro an Zohra Soori-Nurzad, die Initiatorin des bemerkenswerten Projektes. Die junge Frau ist im Kindesalter mit ihrer Familie nach Deutschland geflohen und weiß um das Leid, das insbesondere Frauen und Kindern in Afghanistan widerfährt. Ohne Bildung, ohne Rechte leben sie unter unvorstellbaren Bedingungen und sind auf Almosen angewiesen, um zu überleben. Doch Hilfe dieser Art, sofern sie überhaupt ankommt, ist zu flüchtig. Nötig wäre nachhaltige Unterstützung, Hilfe zur Selbsthilfe, damit die Menschen eigenhändig für eine bessere Zukunft arbeiten können – und genau das macht SSL möglich.
Die Idee entstand vor einem Jahr, während eines Besuchs in der afghanischen Hauptstadt. Eigentlich war Soori-Nurzad nur auf der Suche nach einer Schneiderin, die einen Schal nach den Vorstellungen der jungen Frau fertigen sollte. Als Soori-Nurzad bemerkte, dass die von ihr beauftragte Frau kein Bewusstsein für die Qualität und den Wert ihrer Arbeit besaß, wurde die Studentin aktiv. „Ich wollte afghanischen Frauen, vor allem Witwen und Ledigen, eine Zukunftsperspektive geben“, erinnert sie sich, „die Chance, ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können“. Und so entwickelte sich das Projekt Stitching for School and Life, in dessen Rahmen Soori-Nurzad Schneideraufträge an eine kleine Gruppe von Frauen vergibt. Die gefertigten Kleidungsstücke, allesamt wunderschön bestickte Unikate, kauft Soori-Nurzad den Frauen ab und verkauft sie in Deutschland, u.a. im Siegener denn’s Biomarkt. Mit dem Verkaufserlös ist das Einkommen der Schneiderinnen gesichert, die wiederum ihre Familie ernähren und die Schulbildung ihrer Kinder bezahlen können.
In die Finanzierung dieses beeindruckenden Projekts fließt nun auch die Spende der drei Chöre unter Leitung von Andrea Stötzel. „Mit dem Geld können wir neue Stoffe und Zubehör kaufen“, freut sich Soori-Nurzad. Die Kleidungsstücke sollen u.a. auf dem Geisweider Weihnachtsmarkt verkauft werden. Inzwischen arbeiten zwölf Frauen für das Projekt, davon zehn Schneiderinnen und zwei Frauen, die sich um die Organisation in Kabul kümmern. Die kunstvollen Handarbeiten sichern jetzt ihren Lebensunterhalt. Stich für Stich.