Ein Weg aus der Sprachlosigkeit
Neunkirchen – Reges Treiben herrscht im Klassenraum der Kopernikusschule. Von Montag bis Donnerstag finden hier vor- und nachmittags Deutschkurse für die Flüchtlinge der Gemeinde Neunkirchen statt. Bis zu 20 Personen aus rund einem Dutzend verschiedener Nationalitäten treffen sich hier, um die neue Sprache zunächst für die alltäglichen Dinge des Lebens, zu lernen. Seit November bietet die Gemeinde ein ehrenamtlich organisiertes Sprachangebot an.
„Es geht darum erste Sprachbarrieren zu überwinden, sich vor Ort besser zurechtzufinden und orientieren zu können“, erklärt Schulsozialarbeiterin Elke Schlosser, die auch die Koordination der ehrenamtlichen Helfer in Flüchtlingsfragen innehat, unter denen sich tatsächlich eine ganze Reihe ehemaliger Lehrer befindet.
„Alle sind mit großem Eifer bei der Sache. Sowohl die Flüchtlinge, als auch die ehrenamtlichen Sprachhelfer“, freut sich Schlosser. Und die Erfahrungen der Lehrer sind durchweg positiv. „Man bekommt unwahrscheinlich viel Dankbarkeit und Freude zurück“, weiß etwa der ehemalige Schulleiter Reinhard Schumann, der gemeinsam mit Ingenieur Reiner Fuchs unterrichtet.
Die beiden 71-Jährigen geben sich ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit mit viel Herzblut hin und wissen, wie wichtig der Kurs nicht nur hinsichtlich des Erlernens der deutschen Sprache ist: „Die Regelmäßigkeit des Unterrichts strukturiert den Tag der Menschen. Sie sind sinnvoll beschäftigt und erhalten neben einer sprachlichen Basis auch Einblick in die Kultur und die typisch deutschen Gepflogenheiten“, erklären die Sprachhelfer.
Die Ausgangssituation ist differenziert, die Gruppe heterogen. Vom Analphabeten bis zum Akademiker erstreckt sich das Spektrum der Schülerinnen und Schüler, doch beim Lernen der deutschen Sprache fangen alle bei null an. Die Stimmung im Klassenraum ist locker und gelöst. Es wird viel gelacht, und dank eines Gitarre spielenden Flüchtlings konnte vor dem Weihnachtsfest sogar ein wenig musiziert werden.
„Wir kennen die Schicksale der Menschen, sie alle haben ihr altes Leben zurückgelassen. Ein Mann hat alle seine Angehörigen verloren, er ist ganz allein auf der Welt. Nicht nur darum empfinden wir alle unsere Tätigkeit als über die Maßen sinnerfüllend“, bringt es Reinhard Schumann auf den Punkt und er scheint nicht nur für die Sprachhelfer, sondern auch für die Flüchtlinge zu sprechen.