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Viel Information beim Themenabend „Gut leben mit Demenz“

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Hilchenbach – Auf reges Interesse stieß Ende Oktober der Themenabend „Gut leben mit Demenz“, den Gudrun Roth von der Seniorenservicestelle der Stadt Hilchenbach gemeinsam mit Dr. (des.) Tabea Stoffers initiiert und organisiert hatte.

Bürgermeister Holger Menzel hieß die Gäste im Ratssaal herzlich willkommen und freute sich über die große Resonanz von fast 50 Bürgerinnen und Bürgern, die sich über eine Erkrankung informieren wollen, die jeden treffen kann.

Im Zentrum des Abends standen drei Fachvorträge, die das Thema Demenz aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchteten. „Schon heute sind in Deutschland 1,5 Millionen Menschen an einer Demenz erkrankt“, so Tabea Stoffers zu Beginn ihres Vortrags. „Wenn es in Diagnostik und Therapie keine bahnbrechenden Fortschritte gibt, wird sich diese Zahl bis ins Jahr 2030 sogar verdoppeln.“ Die Diagnose Demenz stellt im Leben der Betroffenen eine schmerzhafte Weiche und lässt die Zukunft anders verlaufen als geplant. Und doch kann auch ein Leben mit Demenz durchaus lebenswert sein. Was Demenzkranke empfinden, was ihre größten Herausforderung im Alltag sind und was sie sich von den Menschen in ihrem Umfeld wünschen, das erläuterte Tabea Stoffers in ihrem Vortrag anhand verschiedener Zitate von Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind und in ihren Büchern andere an ihren ganz persönlichen Erfahrungen teilhaben lassen.

Quelle: Stadt Hilchenbach
Quelle: Stadt Hilchenbach

Veronika Beckmann von der Wohnberatung Siegen-Wittgenstein e.V. schilderte in ihrem Referat anschaulich die Gestaltungsmöglichkeiten im häuslichen Umfeld; oft sind es nur kleine Anpassungen, die den Betroffenen Sicherheit vermitteln können, Gefahrenquellen beseitigen und so eine selbständige Lebensführung möglichst lange erhalten.

Wie man Menschen mit Demenz in der letzten Lebensphase sorgsam begleiten kann und worauf bei diesem sensiblen Thema zu achten ist, erläuterte Iris Dittmann von der Ambulanten Ökumenischen Hospizhilfe Siegen.

In der Pause bestand Gelegenheit zum Austausch und der Mitnahme von Informationsmaterial, welches dem interessierten Publikum von Vortragenden und Experten des Abends angeboten wurde. Buchhändlerin Eva-Maria Graß präsentierte themenbezogene Literatur und Birgit Latz von der Stadtbücherei stellte eine Übersicht von Büchern zum Thema zusammen, die gerne bei ihr ausgeliehen werden können.

Anschließend hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, in einer von Tabea Stoffers moderierten Expertenrunde, persönliche Fragen an die Referenten und Akteure der Region zu richten.

Auf die Frage, ob es medizinische Behandlungsmöglichkeiten gibt, erläuterte Dr. Andreas Sackmann, Chefarzt der Celenus Klinik für Neurologie in Hilchenbach, dass es zwar Präparate für die Frühphase gibt, dass deren Wirksamkeit aber noch nicht vollständig belegt ist, beziehungsweise bestimmte Neuroleptika, die zur Behandlung von Unruhe eingesetzt werden, häufig auch erhebliche Nebenwirkungen haben und nicht zuletzt es auch immer wieder zu Wechselwirkungen mit anderen wichtigen Medikamenten kommt. Als Arzt rät er daher eher von einer Medikamentierung ab.

Expertenrunde von links: Ulrike Petzold (Atempause), Christel Schwarte, (Alzheimer Gesellschaft), Andrea Schröder (Mobile Pflege humanitas), Hannelore Schnurr (Haus Abendfrieden), Dr. Andreas Sackmann, (Celenus Klinik für Neurologie), Birgitt Braun (Demenz-Servicezentrum). Nicht auf dem Foto zu sehen sind Veronika Beckmann (Wohnberatung Siegen-Wittgenstein) und Iris Dittmann (Ambulante Hospizhilfe).

Familien, die einen demenzkranken Angehörigen versorgen, riet Andrea Schröder, Pflegesachverständige und Pflegeberaterin der mobilen Pflege humanitas, dazu, ihre eigenen Erfahrungen mit dem demenziell Erkrankten zu notieren, um diese bei der Begutachtung zur Festlegung einer Pflegestufe mit dem Gutachter besprechen zu können. Allerdings nicht im Beisein des Betroffenen, um diesen nicht bloßzustellen.

Dass der Respekt und die Achtung der Würde des Erkrankten in jeder Lebensphase dringend geboten sind, betonte Hannelore Schnurr, die im Haus Abendfrieden für die Soziale Betreuung der dort lebenden Seniorinnen und Senioren verantwortlich ist.

Sowohl Christl Schwarte von der Alzheimer Gesellschaft als auch Birgitt Braun vom Demenz Service Zentrum Region Südwestfalen zeigten Möglichkeiten der Teilhabe von Menschen mit Demenz auf. Zu nennen sind hier Angebote wie „Sonntags um 5″ – eine Konzertreihe für Menschen mit und ohne Demenz, die Museumsmomente sowie das Angebot „Wir tanzen wieder“, welches sich bereits in der Region fest etabliert hat. Diese Angebote werden auch vom Team des Entlastungsdienstes Atempause des Ökumenischen Helferkreises Hilchenbach e.V. gerne in Anspruch genommen, wie Frau Ulrike Petzold berichtete.

Auch wenn es Tendenzen zu einem offeneren Umgang mit dem Thema Demenz durchaus gibt, wies Dr. Andreas Sackmann daraufhin, dass viele die Diagnose zunächst in tiefe Verzweiflung stürzt, nicht zuletzt deshalb, weil die Gesellschaft Menschen mit psychischen Erkrankungen häufig ins Abseits schiebt. Benötigt wird, da waren sich an diesem Abend alle einig, ein offenerer Umgang mit der Erkrankung, eine Gesellschaft, die Menschen mit Demenz nicht an den Rand drängt, Vereine, in denen auch Menschen mit Gedächtnisproblemen ihren Platz haben und Angebote, die pflegende Familien entlasten.

Dass man unter diesen Bedingungen auch gut mit Demenz leben kann, betonte Gudrun Roth in ihrem Schlusswort und dankte allen Akteuren für ihre Teilnahme.

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