Siegener Forum Gesundheit: Professor Dr. Joachim Labenz referierte über nachhaltige Medizin
Siegen. Wer sich gesund ernährt und regelmäßig an der frischen Luft bewegt, verringert nachweislich das Risiko zu erkranken. So kann jeder Mensch mit verhältnismäßig geringem Aufwand einen wichtigen Beitrag für seine persönliche Gesundheit leisten und das Gesundheitssystem entlasten. Professor Dr. Joachim Labenz, Chefarzt der Inneren Medizin, startete die monatlich stattfindende Vortragsreihe des Siegener Forums Gesundheit, im Diakonie Klinikum Jung-Stilling, mit dem Thema „Nachhaltigkeit in der Medizin“.
„Wir müssen unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gesundheitssystem hinterlassen“, sagte Professor Labenz. Dazu kann jeder Mensch selbst einen Beitrag leisten, indem er für sich und seine Umwelt ein größeres Bewusstsein entwickelt und Verantwortung übernimmt. „Nachhaltigkeit muss als Handlungsprinzip verstanden werden, als Leitbild für eine gerechte gesellschaftliche Entwicklung“, betonte er weiter. „Wichtig ist ein Zusammenspiel von Wirtschaft, Ökologie und sozialem Engagement, um eine gerechte, lebenswerte und lebensfähige Welt für alle Generationen zu ermöglichen.“
Der Medizinische Direktor des Diakonie Klinikums griff das Thema Nachhaltigkeit auch global auf. Die Weltbevölkerung wächst unaufhaltsam. „Nur zehn Prozent der Weltoberfläche steht für die Gewinnung unserer Nahrungsmittel zur Verfügung. Wir verbrauchen aber mehr Ressourcen als verfügbar sind. Das wird zu einem großen Problem“, warnte Labenz. Die Menschen müssen sich gesund und bewusst ernähren, um Umwelt und Ressourcen zu schützen. „Wir sind auf dem besten Weg, unsere Vorräte vollständig aufzubrauchen.“ Der Fleischkonsum steigt immer weiter. Mittlerweile werden beispielsweise 60 Prozent der Getreideernte als Tierfutter verwendet. Treibhausgase steigen in die Höhe und Energiequellen versiegen allmählich. „Wir müssen handeln, sonst laufen wir geradewegs in eine Katastrophe“, so der Mediziner.
Herausfordernd ist auch der demografische Wandel. In Deutschland werden im Jahr 2060 bereits 34 Prozent aller Menschen 65 Jahre oder älter sein. „Chronische Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes und Fettleibigkeit werden weiter zunehmen und die Behandlungskosten in die Höhe treiben. Das Gesundheitssystem ist längst an der Grenze seiner Finanzierbarkeit angelangt“, bekräftigte Labenz. Den sogenannten „Alterszucker“ findet man heute schon im Kindesalter. Die Hauptprobleme sind Übergewicht und eine ungesunde Ernährung. Professor Labenz fordert nachhaltige und sinnvolle Maßnahmen, um Krankheiten vorzubeugen und so die Kosten zu reduzieren. Jeder Mensch muss selbst dafür Sorge tragen, seine Gesundheit und seine Ressourcen zu schützen. Dazu gehört neben gesunder Ernährung auch ausreichend Bewegung. Am Tag 60 Minuten zügiges Gehen senkt zum Beispiel das Krebsrisiko um 16 Prozent, eine halbe Stunde Sport sogar um ein Drittel. Laut einer amerikanischen Studie wirkt sich vegetarische Ernährung positiv auf die Gesundheit aus. „Wer auf Fleisch verzichtet, verringert das Risiko für Herzerkrankungen, Krebs, Demenz, Diabetes, Cholesterin und Nierenleiden“, erklärte der Fachmann.
Labenz stellte auch die zukunftsweisende Idee des „nachhaltigen grünen Krankenhauses“ vor. Dahinter steckt das Vorhaben, in Krankenhäusern mehr Energie zu sparen, den Verbrauch von Ressourcen und Abfällen zu reduzieren sowie umweltfreundliche Baustoffe zu verwenden. Dabei wird Nachhaltigkeit nicht nur im ökologischen Sinn verstanden, sondern auch Mitarbeiter und Patienten gelten als wertvolle Ressourcen, die geschützt werden müssen. „Dass an derartigen Zukunftslösungen gearbeitet wird, stimmt mich hoffnungsfroh“, so Labenz. „Nachhaltigkeit ist bereits in vielen Bereichen angekommen, der Weg ist aber noch sehr lang.“