Oberarzt Dr. Werner Meyners referierte im Diakonie Klinikum Jung-Stilling
Siegen – Das Herz ist der wichtigste Muskel im menschlichen Körper und Hochleistungsmotor zugleich. Gerät dieser aus dem Takt, sprechen Mediziner von Herzrhythmusstörungen. Welche verschiedenen Arten es gibt und wie sie diagnostiziert und behandelt werden können, hat der Kardiologe Dr. Werner Meyners in einem Vortrag zum Thema „Aus dem Takt – Herzrhythmusstörungen heute“ erläutert. Im Rahmen der bundesweiten Herzwochen, die jährlich von der Deutschen Herzstiftung veranstaltet werden, informierte der Oberarzt der Inneren Medizin im Hörsaal des Diakonie Klinikums Jung-Stilling in Siegen auch darüber, was Patienten selbst dagegen tun können.
Es gibt eine Vielzahl von Herzrhythmusstörungen, doch nicht alle sind bedrohlich und müssen behandelt werden. Bei einer normalen Frequenz schlägt das Herz etwa 60 bis 90 Mal pro Minute. Um einen unregelmäßigen Herzschlag zu diagnostizieren, macht der Arzt eine Elektrokardiografie (EKG). „Sehr häufig sind im EKG Extraschläge, so genannte Extrasystolen, zu sehen, die aber keine Bedeutung haben müssen, auch wenn sie häufig auftreten“, erklärt Dr. Meyners. „Grundsätzlich gilt, dass Herzrhythmusstörungen in der Mehrzahl der Fälle keine eigenständigen Erkrankungen sind, sondern als Folge einer organischen Herzkrankheit entstehen, wie zum Beispiel einem Herzinfarkt, einer Herzmuskelschwäche oder einem Herzklappenfehler. Sie können aber auch Nebenwirkungen bestimmter Medikamente sein“, erläutert er weiter.
Zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen zählen Extrasystolen und Vorhofflimmern. Erstere werden von Betroffenen häufig als Stolpern wahrgenommen. Mögliche Beschwerden sind Kurzatmigkeit, Druckgefühl in der Brust, Schwitzen oder Schwindel. Manchmal bleiben sie unbemerkt. Die Ursachen sind verschieden. Neben organischen Herzerkrankungen können auch äußere Einflüsse wie Aufregung, Angst und Nervosität sowie Alkohol und Nikotin Extraschläge auslösen. Ohne zugrunde liegende Erkrankung ist keine Therapie erforderlich.
Unter Vorhofflimmern leiden in Deutschland mehr als 1,8 Millionen Menschen. Dabei steigt das Risiko mit dem Lebensalter. Schnelle und unregelmäßige Impulse im Herzvorhof führen zu einem beschleunigten Pulsschlag. Im schlimmsten Fall bilden sich Blutgerinsel, die zu Gefäßverschlüssen und zum Schlaganfall führen können. Die Symptome bleiben nicht selten unbemerkt. 30.000 Schlaganfälle in Deutschland lassen sich auf Vorhofflimmern zurückführen.
Die Therapiemöglichkeiten bei Herzrhythmusstörungen sind vielfältig. Sie reichen von Medikamenten (Rhythmussmittel) bis hin zu elektrotherapeutischen Verfahren. Dr. Meyners betont: „Der Umgang mit Rhythmusmedikamenten sollte wohl überlegt und individuell abgestimmt werden. Manchmal ist eine Therapie gefährlicher als die Krankheit selbst.“
Patienten mit Herzrhythmusstörungen können auch selbst schon sehr viel machen, um Komplikationen vorzubeugen. Dazu gehört vor allem, den Körper aufmerksam zu beobachten und gegebenenfalls den Puls zu kontrollieren. „Eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, ein Gleichgewicht von Entspannung und Belastung sowie regelmäßiges Ausdauertraining helfen, Krankheiten vorzubeugen, die Herzrhythmusstörungen verursachen“, betont Dr. Meyners.
Günter Nöll von der Deutschen Herzstiftung und Mitinitiator der Veranstaltung lobte die Vortragsreihen anlässlich der bundesweiten Herzwochen in der Region, zu denen bisher rund 1500 Besucher gekommen sind.