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TAMAR Südwestfalen: Beratung von Prostituierten existentiell

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Südwestfalen / Soest – „Das Ziel der Beratungsstelle ist es, Frauen, die in der Prostitution tätig sind, zu unterstützen, ein gesundes, selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben in Sicherheit zu führen. Wie wichtig diese Aspekte sind, zeigt die aktuelle COVID-19 Pandemie nochmals eindringlich“, stellt Birgit Reiche fest. Sabine Reeh, Mitarbeiterin der Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle TAMAR Südwestfalen fügt hinzu: „Die Existenzsicherung der Prostituierten ist zum zentralen Schwerpunkt in der Arbeit geworden.“ Die Schließung aller Prostitutionsstätten und das generelle Prostitutionsverbot hat eine Vielzahl der Frauen an ihre Existenzgrenze gebracht. TAMAR half den Betroffenen durch unbürokratische Anträge beim Notfall-Fonds des „Bundesverband erotischer und sexueller Dienstleistungen e.V.“ (BesD). Anträge zur Grundsicherung, bei Stundungen von finanziellen Forderungen, bei Bewerbungsschreiben und der Arbeitssuche.

„Wir sind noch flexibler und kreativer in Bezug auf den Ort der Beratung geworden, um den Klientinnen weiterhin die Face-to-Face-Kommunikation zu ermöglichen“, erläutert Jolanta Schmidt. Die Beraterin ist sich mit ihrer Kollegin einig, dass der bestehende persönliche Kontakt mit den Frauen unabdingbar sei, um eine Vertrauensbasis zu erhalten. In Südwestfalen konnten die Mitarbeiterinnen von TAMAR seit Beginn ihrer Arbeit im Oktober 2014 bis einschließlich April 2020 Kontakt zu insgesamt 2.702 Prostituierten aufnehmen. Bis zum Projektende von TAMAR Südwestfalen am Mitte April 2020 wandten sich 78 Frauen 2020 an die Beratungsstelle. In 2020 fanden persönliche Beratungen – unter Einhaltung aller Hygienevorschriften – in der wärmeren Jahreszeit oft draußen am Campingtisch und auf Campingstühlen auf dem Feld, am Waldesrand oder auf Parkplätzen statt. In der Winterzeit dient der Bulli als Beratungsangebot, mit Wärmflaschen und Decken.

„Seit dem Inkrafttreten des Prostituiertenschutzgesetzes im Juli 2017 ist ein konstanter Rückgang an Frauen festzustellen, die an den öffentlich zugänglichen Prostitutionsorten anzutreffen sind. Die COVID-19 Pandemie und das daraus resultierende Prostitutionsverbot hat diese Entwicklung zusätzlich verstärkt“, fasst Reiche zusammen und fügt hinzu: „Nach wie vor ist ein enormer Anstieg von Prostituierten in den unterschiedlichen Foren des Internets festzustellen. Dort werden nun ihre Dienste angeboten und die Frauen sind für Behörden und Beratungsstellen unerreichbar.“ Im Jahre 2020 bis zum Prostitutionsverbot Mitte März 2020 wurden 52 Frauen durch die aufsuchende Arbeit erreicht. Davon arbeiteten 18 Frauen im Kreis Siegen-Wittgenstein. Im Rahmen der aufsuchenden Arbeit fanden im Zeitraum Januar 2019 bis Projektende April 2020 in den unterschiedlichen Kreisen und in der Stadt Hamm 488 Erstkontakte zu Frauen an insgesamt 71 Betriebsstätten statt.

Im Zeitraum Januar 2019 bis April 2020 wurden 186 Klientinnen intensiv begleitet, 58 davon befanden sich im Ausstiegsprozess. „Die Lebenssituation der Frauen ist individuell und komplex“, erläutert Sabine Reeh: „Die Begleitung braucht Wochen, Monate und mithin auch Jahre.“ Im Kreis Siegen-Wittgenstein wurden 2020 insgesamt 47 Frauen intensiv beraten und begleitet.

Hintergrund

Im April letzten Jahres musste mitten im ersten Lockdown die Arbeit von TAMAR Südwestfalen eingestellt werden. TAMAR, in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, hatte seit 2014 Beratung in Südwestfalen und der Stadt Hamm angeboten.

Seit April 2020 bietet TAMAR Prostituierten- und Ausstiegsberatung für Mädchen und Frauen nur noch im Kreis Siegen-Wittgenstein, seit Februar 2021 auch wieder im Kreis Soest an. Die Mitarbeiterinnen beraten und begleiten Frauen, die in Clubs, Bars, Appartements, Wohnungen, Wohnwagen und Kneipen sexuelle Dienstleistungen anbieten.

Quelle: Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.

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