Hagen – Eine wichtige konzeptionelle Weiterentwicklung nimmt ab sofort die Kinderschutzambulanz der Ev. Jugendhilfe Iserlohn-Hagen. Die Spende der Westfalenpost-Weihnachtsaktion ermöglicht die Bereitstellung weiterer Angebote der Kinderschutzambulanz über die bisherige Prävention – Diagnostik – Anonyme Beratung von Kindern und Jugendlichen in Notsituationen hinaus. Künftig soll es eine Begleitung von Kindern und Jugendlichen nach Abschluss der Diagnostik zur Bearbeitung und Bewältigung ihrer traumatischen Erfahrungen geben, aber auch Beratung von Familien in besonderen Konfliktsituationen vorgehalten werden.
„Dadurch konnten wir uns personell breiter aufstellen und vor allem das Angebot erweitern. Wir sind nun in der Lage, eine für traumatisierte Kinder und Jugendliche und deren Familien oft lange Wartezeit auf einen regulären Therapieplatz aufzufangen und leisten somit eine wichtige Brückenfunktion zwischen Diagnostik und Behandlung“, sagt Geschäftsführerin Angelika Hamann.
Neues Gesicht der Kinderschutzambulanz ist Reiner Rohrhirsch. Heide Alscher, die die Kinderschutzambulanz bislang aufbaute und leitete, ist jetzt als Bereichsleiterin ausschließlich für die ambulanten Erziehungshilfen zuständig. „Mit Reiner Rohrhirsch haben wir nun einen Bereichsleiter an Bord genommen, der sich um das Arbeitsfeld Kinderschutz kümmert.“ Rohrhirsch ist 54 Jahre alt, arbeitete die letzten zehn Jahre für die Ärztliche Kinderschutzambulanz am Ev. Krankenhaus in Düsseldorf, ist Diplom-Sozialpädagoge und hat eine Psychodrama-Leiterausbildung. Zudem bringt er seinen ausgebildeten Therapiebegleithund mit; gemeinsam als Therapiehunde-Team haben sie in den letzen Jahren bereits in der Diagnostik und Traumabegleitung ausreichend Erfahrung sammeln können. Der Einsatz eines Therapiehundes in der Kinderschutzambulanz ist also ebenfalls neu. Reiner Rohrhirsch: „Kinder öffnen sich über den Umgang mit dem Hund, fangen an zu reden und wir erfahren so beispielsweise auch etwas über Beziehungsstrukturen und das Familienbild. Auch bei traumatisierten Kindern und Jugendlichen ist ein Therapiehund eine wertvolle Ressource und Unterstützung im therapeutischen Prozess. Insbesondere bei der emotionalen Stabilisierung, die immer am Anfang stehen muss, leistet ein Therapiehund wichtige Hilfestellung.“
Wichtig sind Angelika Hamann und Reiner Rohrhirsch aber vordringlich, künftig endlich eine Versorgungsbrücke in Hagen anbieten zu können. „Wir sind in Hagen gut mit Blick auf Hilfen zur Erziehung im ambulanten und stationären Bereich aufgestellt. Nach der Diagnostik und vor einer oft notwendigen Psychotherapie gibt es aber lange Wartezeiten. Wir können hier jetzt ein Angebot machen, das passgenau und individuell für jedes Kind und seine Familie sein wird. Das ist beispielsweise auch eine wichtige Hilfe für pädagogische Fachkräfte, die so in der Betreuung der Kinder in Anschlussmaßnahmen sicherer werden.“
Warum dieses therapeutische Angebot so wichtig ist, unterstreicht Angelika Hamann: „Kinder dürfen nicht in Situationen gebracht werden, wo sie ohne fachliche Unterstützung und Begleitung an ihre traumatischen Erlebnisse erinnert werden. Das kann schnell dazu führen, dass Kinder in ihre Angstsituationen zurückfallen und dies von den Bezugspersonen, Eltern, Pädagogen oder auch Lehrern nicht erkannt wird. Jetzt können wir direkt an die Diagnostik anknüpfen und unmittelbar die richtigen therapeutischen Angebote wählen, aber auch Familien und Einrichtungen angemessen beraten.“ Für Reiner Rohrhirsch ist es wichtig, wenn möglich auch die Eltern mit ins Boot zu holen, denn die Eltern sind, unabhängig von ihren Möglichkeiten und dem, was geschehen ist, für die Kinder die wichtigsten Menschen.