Burbach – Die einen nannten es typisches Siegerländer Wetter, die anderen sprachen von einem meteorologischen Ausrutscher. Ausgerechnet am „Tag X“ zeigten sich die Frösche schlecht gelaunt, während sie davor noch wesentlich besser drauf gewesen waren. Und danach ebenfalls. Schirme und regenfeste Jacken waren während des großen Airport-Tags vergangenen Sonntag auf dem Siegerlandflughafen die am weitest verbreiteten Accessoires. Doch ungeachtet der überwiegend unfreundlichen, kühlen und feuchten Witterung hatten Tausende von Besuchern den Weg auf die Lipper Höhe gefunden, um dort in Folge tapfer auszuharren. Dieses Standvermögen wurde belohnt – durch ein Flugprogramm, bei dem es trotz heftiger Schauer zwischendurch kaum Abstriche gab.
Die monatelangen Vorbereitungen wollten sich die Organisatoren um Flughafen-Geschäftsführer Henning Schneider nicht durch die nässenden Störattacken von oben zunichtemachen lassen. 8.000 Zaungäste dürften es alles in allem gewesen sein, die, am Flugfeldrand und auf dem weiträumigen Besucherflächen postiert, im Laufe des Tages die Köpfe in den Himmel reckten. Und da gab es, bei freiem Eintritt wohlgemerkt, allerhand zu bestaunen. Als Gewinner der rasanten Aero-Parade durfte sich nicht nur all jene diesseits und jenseits der Flightline fühlen, sondern vor allem auch Reiner Meutsch, für dessen weltumspannendes Hilfswerk „Fly & Help“ der Reinerlös des Ganzen bestimmt war. Da dürfte wieder ein ganz schönes Sümmchen zusammen kommen.
Line-up vom Feinsten
Das überwiegend aus regionalen Größen und Akteuren gespeiste Line-up war nicht von schlechten Eltern. Prächtige Oldtimer, imposante Luftboliden, Hubschrauber und Großmodelle zauberten ihre Figuren an den meist grauen Himmel – häufig untermalt von dekorativen Paraffinschwaden, die die choreografische Abfolge der luftigen Kabinettstückchen visualisierten und unterstrichen. Der offizielle Einstand von Toni Eichhorns neuer „Wuchtbrumme“ hingegen war aber auch akustisch eine Offenbarung. Der Sound, den der 1425 PS starke Sternmotor der Mitte der 50-er Jahre gebauten T-28 B „Talon“ produzierte, ging durch Mark und Bein. Diese geballte Power verleiht dem fast vier Tonnen schweren, von Meisterhand gesteuerten „Oschi“ filigran-beschwingte Balletteigenschaften.
Dieser Tag war vielleicht auch eine der letzten Gelegenheiten, Vater und Sohn Eichhorn mit ihrer spektakulären Extra-Formationsshow zu bewundern. Die Ära mit und auf diesem Muster geht nach vier Jahren zu Ende. Ab der neuen Saison treten die Camberger als gemischtes Doppel auf – eben mit erwähnter „Talon“ und des unverwüstlichen Walters geliebter T-6, mit der der 80-Jährige beim Flughafentag natürlich auch nicht fehlen durfte. Beide doch so unterschiedlichen Maschinen kommen ja aus dem gleichen Hersteller-Stall (North American Aviation) und waren in früheren Jahren von der US-Navy als Trainer eingesetzt worden. Ihr Sprit- und Öldurst ist legendär. Aber dafür gibt es auch ganz schön was auf die Ohren.
Andy Brühl gab der pfeilschnellen Glasair 3 die Sporen, Guido Gottschalk trieb seine russische Yak 52 über den himmlischen Parcours. Auch Josef Bertram (One-Design DR-107) und Michael Weller (Pitts S2B) gewährten mit spektakulären Manövern tiefe Einblicke in die hohe Schule des Motorkunstfugs. Da wollte Nico Niebergall mit seiner flotten SF-260 natürlich nicht zurückstehen. Und das Doppeldecker-Quartett der Sterntakt-Flotte ist ja sowieso immer ein Hingucker. Thomas Holz, Herbert Höhn, Friedrich und Jan Diehl bedienten mit ihrem „Stieglitz“ und den drei Bücker-Jungmännern die Gemüter der Nostalgie-Fans.
Die Bundesluftwaffe hatte eine Transall auf die Lipper Höhe beordert, die Bundespolizei war mit einem Super-Puma vertreten, der ADAC mit „Christoph 25“. Daneben eine ganze Palette weiterer „richtiger“ Helikopter und solche in Ultraleicht-Ausführung.
Im nächsten Jahr feiert der Siegerland-Flughafen 50-jähriges Bestehen. Da wird man sich ebenfalls nicht lumpen lassen.
Text: Jürgen Heimann