Freudenberg – Technik begeistert Groß und Klein. In einem hochtechnischen Zeitalter wie dem jetzigen gilt dies mehr denn je. Technik allerorten, von morgens bis abends begleitet sie uns in verschiedenen Ausprägungen. In beinahe keinem Bereich unseres täglichen Lebens ist sie wegzudenken, da sie so verdammt viel kann und möglich macht. Mehr noch: Sie entwickelt sich trotz ihrer mittlerweile sehr hohen Komplexität stetig weiter – der Siegeszug der Technik ist nicht aufzuhalten. Die Möglichkeiten von Maschinen und technischen Geräten sind selbst im Detail vielfältig. Und die Technik baut sogar zwischenmenschliche Brücken.
Doch wie war das früher? Man kennt die Aussage mancher Zeitgenossen, die behaupten, früher sei „alles besser gewesen“ – und in manchem Punkt trifft dies mit Sicherheit auch zu. So war auf technischem Gebiet so Manches aufgrund seiner Einfachheit besser zu verstehen. Wo uns im neuen Jahrhundert hochausgebildete Fachkräfte computergestützt Innovationen und Weiterentwicklungen en masse liefern, zählte früher vor allem eins: mit vorhandenen und meist begrenzten Mitteln einen Zweck zu erfüllen. Dennoch waren (und sind) auch die Erfindungen der damaligen Zeit grandiose Meisterwerke, da sie etwas markierten, das die Menschheit in ihrem Alltag voranbrachte.
Zeugen dieser längst vergangenen Zeit sind im Technikmuseum Freudenberg zu finden. Imposante Maschinen und Gerätschaften, denen der Zahn der Zeit nichts anhaben kann. Sie machen auch im 21. Jahrhundert eine „gute Figur“ und wissen Interessantes zu berichten.
Sie erzählen von südwestfälischer Industriekultur und versetzen Technikbegeisterte vom Heute ins Gestern. Zum Beispiel in die Zeit der Leim-, Leder- und Filzindustrie, die sich im Technikmuseum in einer Dampfmaschine niederschlägt, die von 1937 an bis zu den 1970er Jahren Maschinen der ehemaligen Leimfabrik Nöll antrieb. Das Unternehmen befand sich dort, wo heute das Technikmuseum steht – bis es 1972 als letztes seines Industriezweiges geschlossen und letztlich abgerissen wurde. Bevor die 11 Tonnen schwere Dampfmaschine von der Firma Nöll in den 1930er Jahren gekauft wurde, verrichtete sie ihren Dienst im Bergbau. Ursprünglich stammt sie gar aus dem Jahr 1904 und hat somit eine mehr als stattliche Zahl an Jahren auf dem Buckel.
Über eine Transmission (mechanische Kraftübertragung) ist die Dampfmaschine in einer „Mechanischen Werkstatt“ mit alten Maschinen verbunden – so ist es den Besuchern möglich, das historische Antriebssystem in Aktion zu bewundern.
In der hauseigenen Schmiede nebenan können Gäste des Technikmuseums Einblicke in die Schmiedekunst gewinnen. Von Zeit zu Zeit finden auch Workshops statt, in denen Interessierte sich an den Techniken des Schmiedens ausprobieren können – da sprühen die Funken!
Darüber hinaus sind im Technikmuseum Freudenberg einige historische Fahrzeug-Schätze zu entdecken. Außergewöhnliche Traktoren, Motorräder und Lastkraftwagen, die zwar nicht mit Pferdestärken glänzen, dafür aber mit ihrer einzigartigen Ausstrahlung – ein gefundenes Fressen für Fans alter Nutzfahrzeuge!
Betrieben wird das Museum im Übrigen vom Verein „Freunde historischer Technik Freudenberg e.V.“. Dieser startete 1991 mit 25 Mitgliedern und wuchs mittlerweile auf mehr als das Zehnfache an.
Zum Repertoire der Oldtimer- und Technik-Freaks gehören neben den bereits genannten Sehenswürdigkeiten unter anderem(!) eine historische Tankstelle, landwirtschaftliche Maschinen und Geräte, historische Feuerwehren , ein 250 Jahre alter Webstuhl sowie eine umfangreiche Sammlung von Modellautos und Dampfmaschinenmodellen. Einige seiner Prachtstücke stellt der Verein nicht nur im Museum, sondern auch auf öffentlichen Veranstaltungen aus.
Man sieht also, dass das Freudenberger Technikmuseum nicht bloß ein simples Museum ist, sondern vielmehr ein Ort der Passion. Hier wird Leidenschaft gelebt und erlebbar gemacht. Ständig wechselnde und vielfältige Projekte sowie spannende Sonder-Veranstaltungen zeugen davon. Ebenso hat man sich der Aufgabe verschrieben, jungen Menschen Spaß am Lernen zu bereiten. Eine runde Sache also, die keinen Wunsch offen lässt. „Läuft bei denen…“, würde der ein oder andere Jugendliche nun sagen. Und wir ergänzen: „…mit Sicherheit genauso gut wie die Dampfmaschine aus dem Jahr 1904!“
Text: Carsten Dringelstein