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Einblicke in das deutsche Sozialwesen

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Studenten aus Russland informierten sich im Haus Euelsbruch in Freudenberg

Freudenberg – Welchen Platz haben Menschen mit sozialen und gesundheitlichen Schwierigkeiten in der deutschen Gesellschaft? Über welches Hilfsangebot verfügen sie? Um Antworten zu finden und einen Einblick in das deutsche Sozialwesen zu bekommen, hat eine Gruppe russischer Studierender eine Einrichtung der Diakonie Sozialdienste besucht. Geschäftsführer Daniel Imhäuser und Einrichtungsleiter Heiko Bertelmann begrüßten die Gruppe im Haus Euelsbruch, eine stationäre Einrichtung für Menschen mit Behinderung und Abhängigkeitserkrankungen, in Freudenberg. Dort stellten sie das Angebot der Einrichtung und der Diakonie Sozialdienste vor. Dabei interessierten sich die Studenten nicht nur dafür wie soziale Angebote in Deutschland finanziert werden, sondern auch für gesetzliche und politische Strukturen sowie die Situation hilfsbedürftiger Menschen in der Gesellschaft.

Mehr als 10.000 Kilometer reisten die jungen Frauen und Männer von Chabarovsk, einer Stadt im fernen Osten Russlands, nach Berlin, wo ihre zwölftägige Deutschlandreise startete. „Für die Studenten ist der Besuch in Westeuropa etwas ganz besonderes. Viele sind zum ersten Mal in ihrem Leben geflogen“, erzählte Dozentin Natalia Abletsova, die während des Besuchs übersetzte. Geschäftsbereichsleiterin der Diakonie Beratungsdienste Iris Jänicke war selbst schon mehrfach im fernen Osten zu Gast und kennt die Stadt Chabarovsk gut. „Der gegenseitige Besuch von Fachkräften und Studierenden trägt zum Verstehen der unterschiedlichen Gesellschaften bei. So kommen bei den Treffen auch Themen zur Sprache, über die man in offiziellen Nachrichtensendungen nichts hört.“

Die Studenten der Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Weltwirtschaft besuchten unter anderem in Nürnberg, Speyer, Viersen und Siegen Universitäten und Firmen, um einen Einblick in das deutsche Wirtschafts- und Sozialsystem zu bekommen. Die russischen Gäste freuten sich, neben zahlreichen theoretischen Vorträgen auch Einblick in reale Tätigkeiten zu bekommen. „Uns beeindruckt, dass der soziale Gedanke in Deutschland so groß geschrieben wird“, sagte Natalia Abletsova. „Bei uns leben Menschen im Rollstuhl häufig von der Gesellschaft isoliert. Sie haben keine Möglichkeit ihre Wohnung zu verlassen, öffentliche Gebäude sind oft nicht barrierefrei.“

Wirtschaftsstudenten aus Russland besuchten das Haus Euelsbruch in Freudenberg, um einen praktischen Einblick in das deutsche Sozialwesen zu bekommen (Foto: Diakonie in Südwestfalen gGmbH).
Wirtschaftsstudenten aus Russland besuchten das Haus Euelsbruch in Freudenberg, um einen praktischen Einblick in das deutsche Sozialwesen zu bekommen (Foto: Diakonie in Südwestfalen gGmbH).

Im Haus Euelsbruch leben 29 Bewohner aufgeteilt auf vier Bereiche in einer großen Wohngemeinschaft. Mithilfe verschiedener Therapie- und Betreuungsangebote, die auf ihre individuellen Bedürfnisse ausgerichtet sind, lernen sie ihren Alltag wieder selbstständig zu bestreiten und leben in einem stabilen und sicheren Umfeld.

Die russischen Gäste beeindruckte die geringe Bewohnerzahl. „In Russland sind die Häuser meist größer und überfüllt“, sagte Natalia Abletsova. Außerdem beschäftigte die Studenten die Frage, wie sich soziale Einrichtungen finanzieren. Wer in Russland einen Angehörigen in einer Einrichtung unterbringen will, muss die Kosten überwiegend selbst tragen. Auch auf einen Termin beim Arzt warten die Menschen teils viele Monate, wenn sie nicht selbst bezahlen können.

Für die russischen Studenten ist das deutsche Sozialwesen besser aufgestellt als in ihrer Heimat. Doch Daniel Imhäuser betonte, dass auch das deutsche Gesundheits- und Sozialsystem vor großen Herausforderungen steht. Er erklärte den Studenten, dass der deutsche Staat zwar Mittel für die Betreuung und Begleitung von Menschen mit sozialen Schwierigkeiten zur Verfügung stellt, diese aber nicht ausreichen, um die Kosten zu decken. „Da ist besondere Kreativität gefordert. Um Hilfe zu leisten, bevor sich private Sorgen und Probleme verschlimmern, haben wir als Diakonie Sozialdienste Kooperationen mit Unternehmen gegründet. Wir bieten den Mitarbeitern ein Beratungsangebot in Form einer Gesundheits- und Sozialhotline.“ Mitarbeiter und ihre Angehörigen können mit ihren sozialen und gesundheitlichen Fragen und Problemen eine zentrale Nummer anrufen. „Speziell geschulte Berater helfen entweder selbst oder vermitteln an entsprechende Fachstellen“, so Imhäuser. Das deutsche Gesundheits- und Sozialsystem leide unter einem immer größer werdenden Kostendruck.

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