Hilchenbach – Energetische und barrierefreie Sanierung eines Mehrfamilienhauses in Vormwald – ein gutes Beispiel zum Klimaschutz aus Hilchenbach.
Was im ersten Moment paradox klingt, funktioniert im Alltag sehr gut: Heizen und Kühlen mit Eis, und das alles mit einem Heizungssystem. Das Prinzip wird schon seit einigen Jahren in Gewerbebetrieben, wie Hotels, Bürogebäuden oder auch bei Industrieanlagen angewendet und nun auch im Ein- und Mehrfamilienhäusern mehr und mehr genutzt. Im vergangenen Jahr wurde in Hilchenbach in der Straße Am Bühlberg eine solche Eisheizung eingebaut.
Joachim Walter stand dieser Art von Heizung erst skeptisch gegenüber, ließ sich dann aber doch überzeugen und hat es bisher nicht bereut. Im Jahre 2013 führte er eine energetische und barrierefreie Sanierung seines 45 Jahre alten Dreifamilienhauses durch. Öl oder Gas zum Heizen zu nutzen kam für ihn nicht in Frage. Bei einer Nutzung von Erdwärme, in Form von Geothermie, schreckten ihn die hohen Gebühren für die Nutzung ab, eine Pelletheizung hatte er schon in seinem Wohnhaus eingebaut. Das Neuem die „Eisheizung“ reizte und überzeugte ihn.
Das Herzstück seiner neuen Heizungsanlage bildet der Eisspeicher, der bis zu einer Tiefe von 4,00 m in das Erdreich vor den Garagen versenkt wurde. Von diesem Speicher ist jetzt nur noch ein Gully Deckel zu sehen, in ihm befinden sich 10.000 Liter Wasser. In diesem Speicher sind Leitungen verlegt, die Kühlflüssigkeit beinhalten und mit der thermischen Solaranlage auf dem Garagendach verbunden sind. Durch die 15 m² große Solaranlage wird die Kühlflüssigkeit mit der Energie der Sonne und auch durch die Temperatur der Luft erwärmt, und durch die Wärmepumpe im gesamten Haus und im Eisspeicher verteilt. Im Sommer schmilzt so das vorhandene Eis, die Anlage kann zu Kühlzwecken verwendet werden. Friert das Wasser im Speicher, wird Energie, die sogenannte Kristallisationswärme, abgegeben. Die Wärmepumpe nutzt diese durch den Eisspeicher abgegebene Energie mit einem Faktor von 5:1 und verteilt sie in Form von Wärme im gesamten Anwesen. Eine Eisheizung lässt sich mit flächigen Heizkörpern betreiben. In dem Vormwalder Mehrfamilienhaus wurde jedoch eine Fußbodenheizung eingebaut, da diese mit einer Vorlauftemperatur von ca. 34 Grad heizt.
Die Sanierung des Dreifamilienhauses umfasste weiterhin eine nachträgliche Wärmedämmung von 24 cm bei den Außenwänden sowie 24 cm bei der Dachdämmung. Im Keller wurden ebenfalls 24 cm Dämmung eingebracht. Zum Schutz gegen Wärmeverluste und auch Außenlärm wurden sämtliche Fenster erneuert und mit einer Dreifachverglasung versehen. Um ausreichend Feuchtigkeit abzuführen, wurde jede der drei Wohnungen mit einer autonomen Belüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Durch diese Wärmerückgewinnungsanlage, die in Passivhäusern und Niedrigstenergiehäusern zum Standard gehört, wird die Zuluft in der kalten Jahreszeit erwärmt und in der heißen Jahreszeit gekühlt, um so Schimmelbildung vorzubeugen. Um Strom zu sparen wurden sämtliche Lampen in LED-Technik ausgeführt.
Die Amortisationszeit für die Eisheizung beträgt rund 20 Jahre, so Joachim Walter. Bei weiter steigenden Energiekosten ist der Zeitraum natürlich kürzer. Bei der Installation einer solchen Anlage lassen sich unterschiedliche Förderprogramme nutzen, sei es als zinsgünstiges Darlehen durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder durch verschiedene Förderprogramme vom Bund oder dem Land NRW. Auch die Stadt Hilchenbach hat die Sanierung und die innovative Heizform mit 200 Euro aus dem Umweltfond der Stadt gefördert. In den kommenden Jahren soll das Haus Am Bühlberg 31 noch mit einer Photovoltaikanlage und einem leistungsstarken Stromspeicher ausgebaut werden, der die Energie dann zur Verfügung stellt, wenn sie benötigt wird. Die Anschlüsse hierfür sind schon verlegt. Bisher nur ein Traum ist eine Stromtankstelle, betrieben durch regenerative Energien, und die dazugehörigen Elektroautos vor den Häusern.
Das Prinzip einer Eisheizung
Um Eis zum Schmelzen zu bringen, muss Wärme/Energie zugeführt werden. Diese Energie wird umgekehrt wieder frei gesetzt, wenn Wasser zu Eis gefriert. Sie nennt sich Kristallisationsenergie und beträgt in etwa soviel Energie, wie man braucht, um null Grad kaltes Wasser auf 80 Grad zu erhitzen. Zu einer Eisheizung gehören der Speicher, die thermische Solaranlage, die Wärmepumpe sowie ein Warmwasserspeicher. In der warmen Jahreszeit wird die überschüssige Sonnen- und Wärmenergie des Kollektors gespeichert, das Wasser erwärmt sich dadurch. Mit Beginn der kalten Jahreszeit entzieht die Wärmepumpe dem Wasser diese Energie und heizt damit das Haus. Das Wasser wird stetig kälter, bis es gefriert, dann wird zusätzlich Kristallisationsenergie frei, die ebenfalls fürs Heizen verwendet wird. Dieser Vorgang wiederholt sich mehrmals im Winter, da die Solarkollektoren auf dem Dach das Eis im Boden immer wieder tauen. Ein besonderer Clou der Eisheizung im Sommer: Wenn es warm ist, kann das tauende Eis zu Kühlzwecken genutzt werden.