Burbach – Ob man das außergewöhnliche und ebenso auffällig lackierte Konstrukt nun mit einem Kleiderschrank mit Flügeln vergleicht, oder in ihm eher einen fliegenden Schuhkarton à la Romica sieht, bleibt sich gehüpft wie gesprungen. Ein Hingucker ist das Teil allemal. Und es gehört europaweit zu den außergewöhnlichsten Flugzeugen. Apropos Springen: Darauf reduziert sich der existentielle Daseinszweck dieses markanten, in Österreich beheimateten Luftgefährts. Es ist in dieser Modifikation einzig und allein dazu da, Skydiver in den siebten Himmel zu hieven. Unter den Skydivern des Kontinents ist der Schulterdecker längst Kult. Und weil das so ist, stellt sich der Siegerlandflughafen auf einen regelrechten Ansturm von Freifalltouristen aus allen Teilen des deutschen Michellandes ein.
Kaum zu glauben, dass das Ding fliegen kann. Aber es tut es. Hier der Beweis: https://www.youtube.com/watch?v=WA-l7wpN_b8. Die Westerwälder Springsportler, die auf der Lipper Höhe ja eine zweite „Dropzone“ betreiben, haben die „Pink-Skyvan“ für ein verlängertes Erlebniswochenende zu sich gebeten. Pink deshalb, weil eben jenes spezielle Rosa optisch zu den farblichen und stilprägenden Hauptkomponenten dieses „fliegenden Widerstands“ gehört. Da er quietschbunte Spaß über die Pfingstfeiertage erfolgt, ist die Operation auch mit „PINKsten“ betitelt. Vom 22. bis 25. Mai wird die von zwei 715 PS starken Garrett-Triebwerken beflügelte Zweimot Farbtupfer an den Burbacher Himmel klecksen – und nebenbei auch den Fotografen und „Spottern“ die Linsen ausfüllen.
Im Bauch der 12,3 Meter langen Kiste finden 20 Fallschirmspringer bequem Platz, und zwar stehend, weil die Kabine mit 1,90 Metern Höhe recht großzügig bemessen ist. Der Ausstieg erfolgt durch das scheunengroße Hecktor: Herauspaziert! Das ist auch für Tandempassagiere ein ganz besonderes Erlebnis. Mit einer Spannweite von 19,8 Metern ist dieses ursprünglich als Transport und Versorgungsflugzeug konzipierte, unbeladen 3,68 Tonnen schwere Etwas auch am Bode eine imposante Erscheinung. Ein kapitaler Fisch, der aussieht wie ein plumper Wal, sich in der Luft aber als wendiger Delfin erweist.
Die „OE-FDI“, so die amtliche Kennung des avisierten „Bombers“, hat noch eine ältere Schwester, mit der die Burbacher Skydiver ursprünglich geliebäugelt hatten. Dies auch, weil die noch krasser drein blickt – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ein ganz heißer Feger! Diese Dame, „Pinki“ genannt und mit der US-Amerikanischen Sängerin weder verwandt noch verschwägert, zeigt, Dank eines phantasievollen Paintbrushings, immer ein strahlendes Lächeln. Sie stand auch Pate bei der Namensfindung von „Pink Aviation“, ihrem Herrchen. In Singnapur war die Maschine seinerzeit durch eine Laune der Natur bzw. des Käufers komplett in Schweinchenrosa lackiert worden, doch die asiatische Farbe zeigte schon nach kurzer Zeit Auflösungserscheinungen und blätterte. Sie ist in ihrem Grundton zwar erhalten geblieben, wurde aber durch Wölkchen, Schlieren, Tropfen und einen lasziven Mund kunstvoll aufgehübscht. Ein richtiger Eyecatcher – am Boden und in der Luft. Ist schon mal für die Zukunft vorgemerkt.
Textautor: Jürgen Heimann