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Jeder zehnte Deutsche hat ein Alkoholproblem

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Hagen – Ob nun ein Glas Wein an einem lauen Sommerabend auf der heimischen Terrasse oder ein frisch Gezapftes in geselliger Runde im Biergarten: Der Genuss von Alkohol in Maßen ist gesellschaftsfähig. So weit so gut. Allerdings sind die Grenzen zum problematischen Alkoholkonsum fließend und für manch einen auf überraschend niedrigem Niveau.

Es sind erschreckende Zahlen: „Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol“ – so lautet die zweithäufigste Krankenhaus-Diagnose bei der KKH. Im Jahr 2011 wurde diese Diagnose bei 7.773 KKH-Versicherten gestellt, lediglich Geburten wurden häufiger abgerechnet. Damit liegen alkoholbedingte Störungen noch vor Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern und Brustkrebs und verursachen allein bei der KKH Krankenhauskosten von 15 Millionen Euro pro Jahr.

Insgesamt haben laut Epidemiologischem Suchtsurvey 2012 7,4 Millionen Erwachsene in Deutschland Alkoholprobleme: 4,02 Millionen weisen einen riskanten Alkoholkonsum auf, weitere 1,61 Millionen einen Alkoholmissbrauch; 1,77 Millionen Erwachsene sind sogar alkoholabhängig.

Foto: KKH Kaufmännische Krankenkasse
Foto: KKH Kaufmännische Krankenkasse

„Angesichts dieser Zahlen tut man gut daran, Alkoholkonsum nicht zu verharmlosen“, sagt KKH-Expertin Dr. med. Elisabeth Siegmund-Schultze. „Schon der tägliche Genuss von mehr als 12 Gramm reinen Alkohols von Frauen beziehungsweise 24 Gramm reinen Alkohols von Männern gilt unter Fachleuten als riskant.“ Das entspricht etwa der Menge von 0,3 Litern Wein oder 0,6 Litern Bier für Männer, für Frauen gilt die Hälfte als Grenze. „Außerdem sollte man an zwei Tagen in der Woche gar keinen Alkohol trinken, um eine Gewöhnung zu vermeiden“, so Siegmund-Schultze. Wer sein eigenes Trinkverhalten einmal analysieren will, kann dazu unter www.kkh.de/alkohol einen Test machen. Dort finden Interessierte auch den Zugang zum kostenfreien sechswöchigen Onlinekurs der Leuphana-Universität Lüneburg. Das Training hilft bei der Reduktion des Alkoholkonsums.

Vor dem Hintergrund der hohen Konsumentenzahlen hat die KKH ein spezielles Versorgungskonzept für Personen entwickelt, die riskante oder missbräuchliche Mengen Alkohol trinken. Hierbei soll der behandelnde Hausarzt Patienten mit entsprechenden Anzeichen oder auffälligen Laborwerten dafür gewinnen, mit seiner Unterstützung den Alkoholkonsum zu reduzieren. Falls der Patient interessiert ist, folgen mehrere Beratungsgespräche sowie gegebenenfalls weitere Hilfestellungen. Ein entsprechender Vertrag zwischen der KKH und der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe gilt ab dem 1. Juli. Demnächst sollen auch Versicherte in weiteren Regionen von dem Konzept profitieren.

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