Deutsche Gesellschaft für Augenheilkunde fördert Dr. Sebastian Briesens medizinisches Wirken in Afrika
Siegen/Kpando. Helfen, wo Ärzte und medizinisches Wissen fehlen, Kinder und Erwachsene vor Blindheit bewahren – Aufgaben, die dem Siegener Augenarzt Dr. Sebastian Briesen am Herzen liegen. Zweimal im Jahr reist er mehr als 6000 Kilometer nach Afrika, um medizinische Projekte zu unterstützen und Einheimische zu behandeln. Für sein medizinisches Wirken hat er von der Deutschen Gesellschaft für Augenheilkunde (DOG) einen Tropenpreis erhalten. Die DOG stiftete einen Kurzzeit-Einsatz in einer Augenklinik in Kpando in Ghana, wo Briesen ein deutsches Ärztepaar schulte, Operationen am Grauen und Grünen Star durchzuführen sowie Tumoren zu entfernen.
In Deutschland praktiziert Briesen in der Weidenauer Bahnhofstraße und operiert im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. Seine Praxis ist dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Jung-Stilling angeschlossen.
Weil in der „Margret Marquard Klinik“ in Kpando, eine Kleinstadt mit 16 000 Einwohnern, Augenärzte fehlten, beschlossen die deutschen Doktoren Elke und David Kupitz, den letzten Teil ihrer Facharztausbildung dort unter Anleitung ghanaischer Fachärzte zu absolvieren und so den Menschen vor Ort zu helfen. „Es gibt Augenärzte in Ghana, aber 80 Prozent leben in der Hauptstadt“, schildert Briesen. Kpando liegt in der ländlichen Volta-Region. Das Einzugsgebiet der Klinik umfasst eine Millionen Menschen. Einheimische haben häufig nicht viel Geld, um Untersuchungen und Therapien zu bezahlen. Die Folge: Ärzte wandern in größere Städte ab.
„Ziel meines neuntägigen Kurz-Einsatzes war, die operativen Fähigkeiten meiner Kollegen vor Ort durch Training zu erhöhen, damit sie in der Lage sind, auch schwierigere Fälle sicher zu behandeln“, erklärt Briesen. So fehlte dem Ehepaar beispielsweise Erfahrung in der Glaukomchirurgie (Operation am Grünen Star). „Außerdem haben wir gemeinsam Abläufe und die räumliche Ordnung im OP optimiert“, ergänzt er.
Besonders schwierig für Krankenhäuser in Ghana ist, neben dem Mangel an Ärzten und finanziellen Mitteln, das feucht-schwüle Klima. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit gehen medizinische Geräte schneller und häufiger kaputt. Während in Deutschland bei einem Defekt ein Anruf genügt und sich ein Fachmann um Ersatz oder Reparatur kümmert, kann dies in Ghana mehrere Wochen dauern.
Insgesamt operierten Briesen und das Ehepaar Kupitz 30 Patienten, darunter auch zahlreiche Kinder, deren Sehkraft stark beeinträchtigt oder ganz erloschen war. Briesen, der selbst vier Jahre in Kenia lebte und arbeitete, faszinieren Lebensfreude und Einsatzbereitschaft der Afrikaner: „Die Klinikmitarbeiter haben uns herzlich empfangen und waren hochmotiviert. Am ersten Tag haben wir von neun Uhr morgens bis elf Uhr abends operiert. Wir Ärzte wollten eigentlich ein paar Operationen auf den nächsten Tag verschieben, aber die ghanaischen Schwestern haben uns ermutigt, alle für den Tag vorgesehene Patienten dran zu nehmen.“
Augenheilkunde versteht Briesen nicht nur als Beruf, sondern als Auftrag – dort zu helfen, wo es an ärztlicher Erfahrung und einer umfassenden medizinischen Versorgung mangelt. „Es hilft den Menschen nicht, wenn ich nach Afrika reise, operiere und wieder abreise. Hilfe zur Selbsthilfe ist das, worauf es ankommt. Mit den Schulungen können wir langfristig etwas erreichen“, betont der Mediziner. Elke und David Kupitz konnten mit der Hilfe von Dr. Briesen Behandlungsmethoden vertiefen, das Erlernte nun selbstständig und täglich anwenden und künftig ghanaische Kollegen weiter ausbilden. Doch auch zurück in Deutschland steht Briesen den beiden als Mentor zur Seite. So erhält er fast täglich Textnachrichten oder Anrufe, gibt Ratschläge oder beantwortet Fragen. In einem Jahr, so hat er es versprochen, wird er erneut zur „Margret Marquard Klinik“ reisen, um Behandlungsfortschritte zu überprüfen und weiter zu vertiefen.