Burbach – Traditionell zu Beginn des Jahres lädt die Gemeinde Burbach zum Jahresempfang ein. Traditionell findet die Veranstaltung immer abwechselnd im Obergrund oder im Hickengrund statt. Diesmal folgten die zahlreichen Gäste der Einladung in die Hickengrundhalle, wo sie – ebenfalls traditionell – vom ersten stellvertretenden Bürgermeister der Gemeinde, Rudi Georg begrüßt wurden. Und trotz vieler guter Traditionen wurden zahlreiche Premieren gefeiert.
Erstmalig im Einsatz war die neue Präsentations- und Tontechnik der Halle. 30.000 Euro hatte die Gemeinde investiert, um für Veranstaltungen aller Art gerüstet zu sein. Auch für den Jahresempfang. Und so wurden Beamer und Leinwand für Präsentationen und Filme genutzt und mit gutem Klang durch die neuen Lautsprecher unterlegt. Bürgermeister Christoph Ewers begann seinen traditionellen Jahresrückblick und -ausblick ungewöhnlich: Mit einem kurzen Werbefilm eines bekannten Lebensmittelkonzerns machte er deutlich, welche Sehnsüchte und Wünsche die Menschen heute besonders bewegen. Vor dem Hintergrund dieser Stimmungslage gelte es vor Ort Zukunft zu gestalten, löste er später den Hintergrund für die Vorführung dieses filmischen Vorspanns seiner Rede auf. Zunächst blickte er aber über die Gemeindegrenzen und das Alltagsgeschehen hinaus auf das Weltgeschehen, was in dieser bewegten Zeit, wie er einführend betonte, eine besondere Herausforderung sei.
Ewers machte deutlich, dass wir eigentlich zutiefst dankbar und zufrieden sein müssten. Noch nie ging es uns so gut wie heute, meinte Ewers. „Die Arbeitslosigkeit hat einen historischen Tiefststand, der Bundesfinanzminister kann sich vor Überschüssen kaum retten. Der Durchschnittsverdiener hat mehr Geld für Konsum als in den Jahren und Jahrzehnten zuvor. Die Renten erreichen Rekordniveau. Deutschland ist seit Jahren Exportweltmeister. Wenn wir an die Tankstelle fahren oder Heizöl ordern, reiben wir uns die Augen über die niedrigen Preise. Auch Lebensmittel kosten auf das Einkommen bezogen so wenig wie nie.“ Auf der anderen Seite blicke man auf ein Jahr der Krisen in der Welt und in Europa zurück, deren Ende noch nicht in Sicht sei. Beispielhaft nannte er die Euro-Krise, den Ukraine-Konflikt und ganz besonders die grausamen Auseinandersetzungen in Syrien und den IS-Terror.
„Und dann die allgegenwärtige Flüchtlingskrise mit ihren unterschiedlichen Gesichtern – von ertrunkenen Flüchtlingen, von erschöpften Menschen zu Fuß auf der Balkanroute aber auch von an ihre Grenzen kommende Kommunen, in denen Unterkünfte geschaffen werden müssen und Integration geleistet werden soll. Willkommenskultur auf der einen Seite, die untragbaren Übergriffe von Flüchtlingen auf Frauen in Köln und Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte auf der anderen Seite. Die erschütternd mangelnde Einigungsfähigkeit Europas, das Erstarken von abgrenzend nationalstaatlichem Denken und Handeln in Ländern wie Polen oder Ungarn.“ Er konstatierte, dass „dies alles Entwicklungen, Ereignisse und Zustände sind, die uns unmissverständlich vor Augen führen, wie fragil, zerbrechlich, wie wenig selbstverständlich und wie gefährdet Frieden, Sicherheit und Wohlstand sind. Es sind Entwicklungen, die vielen Menschen Angst machen, die unsere Gesellschaft polarisieren, Extremstandpunkte stärken und politischen Rattenfängern das Handwerk erleichtern.“
Der Blick in die Zeit offenbare Gegensätze, die fast grotesk anmuten: „Auf der einen Seite geht es uns so gut wie nie, auf der anderen Seite haben wir Angst.“ Ihn bewege die Frage, was hinter dieser Angst stecke, die er auch in den täglichen Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern spüre. Hier schlug er den Bogen zum Werbefilm, der „die Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Heimat, nach familiärem Zusammenhalt, nach fröhlicher, ungezwungener guter Gemeinschaft, nach sorglosem Leben, auch die Sehnsucht nach Auflösung von eigentlich unüberwindbaren Problemen“ thematisiere, eine Sehnsucht, „die wir alle in uns tragen.“ Nicht umsonst greife die Werbung diese Sehnsucht derzeit besonders auf.
Die Angst vor Wohlstandsverlust, die Angst vor Heimatverlust, die Angst vor Verlust von Sicherheit, die Sehnsucht nach Geborgenheit in guter Gemeinschaft und die Angst, diese zu verlieren, das seien seiner Beobachtung nach die Gefühle, die viele Menschen derzeit prägen. Deshalb sei eine Rückbesinnung auf Werte notwendig, die man jedoch nicht mit der Teilnahme an PEGIDA-Demonstrationen und durch Radikalisierung von politischen Positionen verteidigen könne, sondern alleine durch wertbestimmtes Handeln und Leben in seinem eigenen Umfeld. Dafür bedürfe es starker Persönlichkeiten und werteorientierter stabiler kleiner Gemeinschaften. Neben der Familie sieht Ewers sieht hier die Vereine, die Dorfgemeinschaften als besonders wichtig an. „Die Stabilität im Kleinen sichert die Gesellschaft im ganzen“, betonte er. „Sie alle tragen in unterschiedlicher Form Verantwortung in solchen Gemeinschaften und leisten so einen Beitrag zum Erhalt und Entwicklung einer lebendigen Gemeinde und zur gesellschaftlichen Stabilität.“ Dafür und das vielfältige weitere Engagement dankte Ewers den geladenen Gästen herzlich. „Nicht jammern über das Weltgeschehen, sondern Handeln vor Ort“, rief er zu weiterem Engagement auf.
In dieses Licht passte dann die, auch zur Tradition gewordene Auszeichnung von verdienten Persönlichkeiten: Für das langjährige und vielfältige Engagement wurden Werner Kreutz, Christian Thuß und Klaus-Dieter Gläser ausgezeichnet.
Werner Kreutz engagiert sich als Vorsitzender des Heimatrings Burbach seit vielen Jahren für die Belange der Heimatarbeit. Als Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft „Lebendiges Burbach“ ist er seit mehr als 15 Jahren tätig. Zusammen mit Hans-Joachim Quandel leitet er die Burbacher Tafel und ist darüber hinaus beim CVJM Burbach, beim Heimatverein „Alte Vogtei“ und beim Heimatbund Siegerland-Wittgenstein sowie bei der Betreuung von Asylbewerbern aktiv. Auch als Nachtwächter ist er immer wieder bei dem von ihm mit initiierten Führungen unterwegs.
Christian Thuß engagiert sich seit über 50 Jahren auf zahlreichen Ebenen des Dorfes Holzhausen. Die Anfänge liegen im Jahr 1965, als die Idee geboren wurde, den Heimatspiegel Holzhausen herauszugeben. Von diesem Zeitpunkt an bis zum Jahr 2003 leitete er die Redaktion. 150 Ausgaben sind in den 38 Jahren unter seiner Ägide erschienen. In der Redaktion ist er bis heute tätig. Dem Vorstand des Heimatvereins Holzhausen gehört er seit 50 Jahren an. 2011 übernahm Christian Thuß die Leitungsfunktion im Förderkreis Alte Schule, der jährlich dein anspruchsvolles Kulturprogramm in Holzhausen organisiert. Bis heute ist der Geehrte aktives Mitglied in der evangelischen Kirchengemeinde.
Klaus-Dieter Gläser wird für sein langjähriges politisches und soziales Engagement geehrt. Von 1978 bis 1999 gehörte der Geehrte dem Rat der Gemeinde Burbach an. Insgesamt fünf Jahre bekleidete er die Ämter des ersten und zweiten stellvertretenden Bürgermeisters. 2003 wurde er zum Ehrenmitglied des Rates ernannt. Seit vielen Jahren ist Klaus-Dieter Gläser stellvertretender Vorsitzender des VdK-Ortsverbandes Burbach und nimmt in diesem Zusammenhang vielfältige Funktionen auf Orts-, Kreis-, Landes- und Bundesebene war. Seit 2007 ist er ehrenamtlicher Richter beim Sozialgericht in Dortmund. Darüber hinaus engagiert er sich in der vielfältigen Burbacher Vereinslandschaft und bringt sich aktiv in die Gestaltung der Gemeinde Burbach mit ein. Großes Anliegen ist ihm die Partnerschaft mit der tschechischen Stadt Tanvald.
Alle Geehrten erhielten für ihr Wirken die Ehrenmedaille der Gemeinde Burbach in Silber und die entsprechende Verleihungsurkunde.
In Bildern skizzierte Ewers das Jahresgeschehen der Gemeinde. Die wirtschaftliche Entwicklung sei mehr als zufriedenstellend, dafür sei er den Unternehmen dankbar. Er erinnerte an die Fertigstellung des ersten Bauabschnittes des interkommunalen Gewerbegebietes Rübgarten II. Zukunftsweisend seien die Veränderungen im schulischen Bereich mit der gemeinschaftlichen Sekundarschule Burbach-Neunkirchen und dem Verbund der Grundschulen im Hickengrund. Neue Kindergärten wurden mit gemeindlicher Unterstützung in Burbach und Würgendorf gebaut, das Freibad werde saniert und in Ober- und Niederdresselndorf eine neue Ortsdurchfahrt gebaut. In Holzhausen wurde im vergangenen Jahr die Eisenbahnüberführung fertiggestellt, genauso wie das neue Feuerwehrgerätehaus in Lippe. Die strategische Dorfentwicklung mit der Leitinitiative „Lebens-WERTE Dörfer“ habe zur Auszeichnung als „Ort des Fortschritts“ durch das Land NRW geführt und die Erfolge im Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ machten deutlich, dass die Stärkung der Dörfer Früchte trägt. Viele Projekte stünden noch an: Ob im Rahmen von LEADER oder mit Unterstützung durch andere Förderprogramme. Beispielhaft nannte er die Alte Mühle Lippe, der Erlenweiher in Würgendorf oder der Umbau des Museums in Burbach. Alles Maßnahmen, welche die Attraktivität und das Leben in den Dörfern sichern sollen.
Neben der Ansprache und der Auszeichnung verdienter Persönlichkeiten stand eine weitere Premiere an. Offiziell übergeben wurde der neue Imagefilm der Gemeinde Burbach, finanziert durch die Sparkasse Burbach-Neunkirchen anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens. Beim Jahresempfang war er erstmalig zu sehen. „Der Film zeigt einen Querschnitt des Gemeindelebens und macht deutlich, dass Burbach ein attraktiver Lebens-, Wohn- und Arbeitsort ist“, fasste Bürgermeister Christoph Ewers zusammen. „Ich freue mich, dass wir nun auch mit diesem Medium für Burbach werben können.“ Der Film ist ab sofort auf der Homepage zu finden. „Auch in unserem künftigen YouTube-Channel wird er zu sehen sein“, sagte Christoph Ewers. „Auch interessierte Vereine, Unternehmen und Einrichtungen können ihn erhalten und damit für Burbach werben.“
Auf die geschichtliche Entwicklung der Sparkasse Burbach-Neunkirchen ging Vorstandsvorsitzender Wolfgang Franz in seinem Gastbeitrag ein. Für die Kirchen, die ebenfalls traditionell mit einem geistlichen Wort den Jahresempfang begleiten, sprach Pastor Reiner Heuscheider von der evangelischen Kirchengemeinde Niederdresselndorf. Abgerundet, ebenfalls guter Tradition folgend, wurde das Programm durch Beiträge der Vereine. Sportlich zeigte sich der TV Holzhausen, gesanglich begleiteten der Singkreis Hickengrund, und – noch eine Premiere auf dem Jahresempfang – die Männerstimmen Hickengrund, eine Arbeitsgemeinschaft der Männerchöre aus Niederdresselndorf und Holzhausen. Der gehaltvolle und kurzweilige Nachmittag klang mit Gesprächen bei Schnittchen und Getränken aus, die – traditionell – vom Heimatverein Niederdresselndorf, unterstützt durch die Nachwuchskräfte der Gemeindeverwaltung serviert wurden.