KKH: Frühzeitige Behandlung der Wochenbettdepression das A und O
Hagen – Wer stellt sich eine Mutter nach der Geburt ihres Kindes nicht von tiefem Glück erfüllt vor? Doch die Realität zeigt: Manche Frauen können ihr Mutterglück nicht genießen, fallen nach der Geburt vielmehr in ein tiefes, dunkles Loch. „Allein unter den Versicherten der KKH Kaufmännische Krankenkasse waren im vergangenen Jahr 507 Frauen nach der Niederkunft ihres Kindes wegen einer so genannten Wochenbettdepression in ärztlicher Behandlung“, sagt Thomas Seidel vom Serviceteam der KKH in Hagen. Das entspricht rund 4 Prozent aller bei der KKH versicherten Frauen, die ein Kind geboren haben. Doch es dürften weit mehr sein. Laut Schätzungen erkranken in Deutschland jährlich etwa 100.000 Frauen daran. Zum einen wird die Erkrankung häufig nicht erkannt, zum anderen verschweigen etliche Frauen ihre Depression aus Scham und Schuldgefühlen.
Die Wochenbettdepression, auch postpartale Depression genannt, ist nicht zu verwechseln mit dem Baby-Blues, einem vorübergehenden Stimmungstief, das meist innerhalb von zwei Wochen nach der Entbindung abklingt. Anders die postpartale Depression. Sie tritt bei Frauen meist in den ersten Wochen nach der Geburt auf und kann mehrere Monate andauern. Typische Anzeichen hierfür sind anhaltende tiefe Traurigkeit, Schuldgefühle gegenüber dem Kind, innere Leere, Antriebs- und Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und sogar Suizidgedanken. Eine Wochenbettdepression kann verschiedene Ursachen haben. Ein traumatisches Geburtserlebnis kann ebenso Auslöser sein wie hormonelle Veränderungen nach der Geburt, der durch das Baby neue Lebensrhythmus, die neue Rolle als Mutter oder auch eine frühere psychische Erkrankung.
Anhaltende negative Gefühle und Ängste nach der Geburt werden von betroffenen Frauen häufig verdrängt und verschwiegen. Hinzu kommt, dass das Umfeld mitunter mit Unverständnis auf den Missmut in einer Lebenssituation reagiert, die doch Grund für große Freude sein sollte. Und so leiden viele Frauen über Monate unter ihrer Niedergeschlagenheit und ihren Selbstvorwürfen, keine gute Mutter zu sein, was ihnen und vor allem auch der Entwicklung des Kindes schadet. „Daher ist es entscheidend, dass eine Wochenbettdepression so rasch wie möglich diagnostiziert und behandelt wird ‒ zum Schutz von Familie, Partnerschaft und vor allem auch dem Neugeborenen“, appelliert Seidel.
Die postpartale Depression ist gut behandelbar, mit psychotherapeutischer Beratung und medikamentös. Bei einer schweren Form der Depression, die mit Suizidgedanken einhergeht, ist ein Klinikaufenthalt nötig.
Frauen, die nach der Geburt ihres Kinders länger als zwei Wochen unter tiefer Traurigkeit leiden, sollten ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. „Der erste wichtige Schritt ist, sich einzugestehen, dass die eigene Seele Hilfe braucht“, so Thomas Seidel. Doch nicht jede Frau hat die Kraft, in solch einer Lebenssituation zu handeln. Daher sollten Partner, Angehörige und Freunde Anzeichen einer Depression ernst nehmen und dazu ermutigen, einen Facharzt aufzusuchen. Überhaupt ist die Unterstützung seitens des persönlichen Umfelds für betroffene Frauen entscheidend, sei es, dass versucht wird, ihnen Schuldgefühle zu nehmen, ihr Selbstwertgefühl zu stärken, sie im Alltag zu entlasten oder auch ihnen Wege aufzuzeigen, damit sie wieder Freude an ihrem Leben mit dem Baby bekommen.