Der Sommer ist in vollem Gange und für viele Freizeitsportler und Naturliebhaber beginnt wieder die Bergwandersaison. Was für die meisten dabei völlig unproblematisch ist, erfordert von Diabetespatienten allerdings einige Vorkehrungen, die im Vorfeld getroffen werden müssen. Wir klären auf.
Rund 10 Prozent der deutschen Bevölkerung leidet an Diabetes – einer Störung des Blutzuckerstoffwechsels. Davon wiederum sind rund 90 Prozent dem Typ-2 Diabetes zuzurechnen, bei dem es sich im Wesentlichen um eine Insulinresistenz handelt. Dagegen liegt beim Typ-1-Diabetes ein Insulinmangel vor, der durch intravenöse Insulingaben kompensiert werden muss. Dies kann unter Umständen auch bei Typ-2-Diabetikern notwendig werden, und zwar dann, wenn die Bauchspeicheldrüse die Insulinproduktion gänzlich einstellt. Typ-2-Diabetiker kommen in der Regel mit Medikamenten, oder sogar gar ohne aus und müssen beim Bergwandern, oder anderen sportlichen Aktivitäten nicht mehr beachten als Nicht-Diabetiker. Für Diabetiker, die auf Spritzen angewiesen sind, stellt sich die Situation etwas anders dar.
Wandern für Diabetiker empfehlenswert, aber nicht ohne Vorkehrungen
Der entscheidende Punkt ist, dass Insulin bei sportlicher Bewegung deutlich stärker wirkt als im Ruhezustand bzw. im Alltagsmodus. Dies kann unter Umständen zu einer Unterzuckerung führen, die freilich vor allem in den Bergen oftmals verhängnisvoll ist. Um dies zu vermeiden, gilt es die Insulingaben entsprechen einzustellen und genügend zuckerhaltiges Proviant dabei zu haben. Dazu sollte jedoch vorher schon in regelmäßigen Abständen (zu Beginn der Wanderung und dann etwa alle ein bis zwei Stunden) der Blutzucker kontrolliert werden. Mindestens zwei Blutzuckermessgeräte sollten Bergwanderer für den Fall, dass ein Messgerät versagt, immer dabei haben. Aber auch auf die Körpersymptome gilt es besonders Acht zu geben: Wer eigentlich eher einen gemütlichen Spaziergang gemacht hat und dennoch anschließend übermäßig stark schwitzt und Herzrasen verspürt, weist eindeutige Anzeichen einer Unterzuckerung auf. Dies ist natürlich anders, wenn man eine tatsächlich sehr anstrengende Wanderung hinter sich gebracht hat.
In jedem Fall lässt sich sagen, dass Bergwandern selbst für Insulin spritzende Diabetiker kein grundsätzliches Problem darstellt. Ganz im Gegenteil: Es verbessert nicht nur die körperliche Verfassung (und lindert somit auch die Diabetessymptome), sondern sorgt auch für eine seelische Ausgeglichenheit, vor allem aber für wunderschöne Ausblicke und Naturerlebnisse.
Insulingaben richtig einstellen und das richtige Proviant einpacken
Wie vor jeder sportlichen Aktivität bzw. körperlichen Belastung sollte auch vor einer Bergwanderung der Blutzuckerspiegel kontrolliert werden. Gute Ausgangswerte sind solche zwischen 150 und 180 mg/dl (8,3 bis 10 mmol/L). Ist der Ausgangswert niedriger, sollte nach ca. einer halben Stunde Wandern eine Bewegungsbroteinheit eingenommen werden. Bei ersten Anzeichen einer Unterzuckerung gilt dabei die Faustregel, dass man erst essen und dann messen sollte, um keine Zeit zu verlieren. Besonders gut geeignet sind hier fürs Erste schnell wirkende, kurzkettige Kohlehydrate wie Traubenzucker; anschließend sollte mit länger wirkenden Kohlehydraten wie Vollkorn nachgelegt werden. Eine Unterzuckerung (»Hypoglykämie«) kann in schweren Fällen nämlich äußerst gefährlich werden – in den Bergen umso mehr, da man oft allein unterwegs ist. Es kann zu massiven Beeinträchtigungen der Wahrnehmung bis hin zu Konzentrations- und Bewusstseinsverlusten kommen. Auch anhaltende Schädigungen der Hirnstrukturen sowie eine Begünstigung von Demenz sind mögliche Folgen. Der Schwellenwert für Unterzuckerungen wird in der Regel mit 50 mg/dl (2,8 mmol/L) angegeben. In jedem Fall ist es im Vorfeld einer Bergwanderung für jeden Diabetiker wichtig, eine Konsultation beim Diabetologen in Anspruch zu nehmen.