Trading begleitet uns als Trend, der besonders unter jungen, gut ausgebildeten Vertretern der Mittelschicht sehr beliebt ist, nun schon eine ganze Weile. Vieles daran bleibt dem durchschnittlichen Anleger jedoch noch unverständlich. Deshalb ist es auch schwierig zu beurteilen, ob Trading Teil einer guten Geldanlage sein kann oder nur etwas für gewiefte Experten ist.
Um besser zu verstehen, worum es sich beim Trading handelt, werden hier einige Grundlagen aus der Perspektive eines privaten Kleinanlegers besprochen.
Was ist Trading?
Unter Trading versteht man ganz einfach den Handel mit Finanzprodukten aller Art. Vor allem ist dabei an den Börsenhandel mit Aktien, Devisen, Anleihen, Investmentfonds und Optionen zu denken. Es gibt aber noch viele weitere Finanzprodukte, deren Definitionen teilweise ganze Seiten füllen würden. Außerdem werden Wertpapiere und andere Finanzprodukte nicht nur an der Börse, sondern auch direkt gehandelt.
Der ganze Bereich dieses Finanzhandels ist Gegenstand des Tradings, des Kaufens und Verkaufens dieser Finanzprodukte. Der Gewinn soll dabei in der Regel durch einen günstigen Einkauf und den kurzfristigen Verkauf eines Assets zu einem höheren Preis erzielt werden. Das unterscheidet das Trading von der klassischen Geldanlage. Bei dieser werden die Gewinne in der Regel durch mittel- und langfristige Kurssteigerungen, Zinseinnahmen oder Dividenden erzeugt.
Diese Unterscheidung kann auch an einem konkreten Finanzprodukt wie einer Unternehmensanleihe verdeutlicht werden. Dabei gibt ein Unternehmen eine Anleihe über einen bestimmten Geldbetrag heraus, die von den Anlegern erworben werden kann. Das Unternehmen leiht sich über die Anleihe Geld bei den Anlegern und verspricht, die geliehene Summe plus Zinsen zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückzuzahlen.
Bei der klassischen Geldanlage würde die Anleihe bis zu ihrem Ablauf gehalten und der Anleger bekäme am Ende sein investiertes Geld plus die garantierten Zinsen zurück. Die Zinszahlung des Unternehmens wäre in dem Fall seine Rendite. Die gleichen Anleihen werden jedoch nicht immer bis zum Ablauf der Rückzahlfrist gehalten, sondern auch an den Finanzmärkten gehandelt. Wie Aktien und andere Wertpapiere auch, haben sie dort einen Kurs, zu dem sie gekauft und verkauft werden.
Dieser Kurs ist vor allem abhängig von der gesamtwirtschaftlichen Lage und von der Entwicklung des allgemeinen Zinsniveaus. Er verändert sich also aufgrund äußerer Faktoren und aufgrund der Entwicklung von Angebot und Nachfrage. Wo sich Kurse verändern, gibt es immer die Möglichkeit, durch einen günstigen Einkauf und einen teuren Verkauf ebenfalls Rendite zu erwirtschaften. Trader und andere Anleger handeln in diesem Fall mit demselben Produkt oder derselben Ware, aber versuchen auf unterschiedliche Art eine Rendite zu erzielen. Der Hauptunterschied zwischen einer klassischen Geldanlage und Trading kann mithin im kurzfristigen oder mittel- und langfristigen Handel mit Finanzprodukten gesehen werden.
Allerdings handeln Trader nicht nur mit Wertpapieren, die sie tatsächlich besitzen, kaufen und verkaufen, sondern sie wetten auch auf die kurzfristigen Preisentwicklungen von bestimmten Finanzprodukten. Denn das ist es, was sich hinter einem Begriff wie Optionshandel verbirgt. Der Kauf einer Put-Option berechtigt den Trader einen Basiswert, das kann etwa eine Aktie sein, zu einem bestimmten Zeitpunkt und Preis zu verkaufen. Der Verkauf einer Put-Option berechtigt zum Gegenteil.
So wurde eine Möglichkeit geschaffen, von sinkenden oder steigenden Kursen zu profitieren, ohne jemals im Besitz der Aktie beziehungsweise des Basiswerts gewesen zu sein. Dieser Umstand wiederum begrenzt das mögliche Verlustrisiko des Anlegers und vervielfacht die Anlagemöglichkeiten. Die genaue Definition & Funktionsweise von Put-Optionen übersteigt allerdings den Rahmen eines Zeitungsartikels, da hier eine ganz neue Sprache zu lernen wäre.
Was ist vom Trend zu halten?
Obwohl das Trading noch immer eine Welt, die Uneingeweihten sehr mysteriös vorkommen kann, für sich darstellt, verlängert es eigentlich nur einen seit Jahrzehnten bestehenden Trend. Denn die Zahl der Kleinanleger, die ihr Geld an der Börse anlegen, steigt, unter Bereinigung krisenbedingter Einbrüche, kontinuierlich an. Die beliebteste Geldanlage stellt dabei der Investmentfonds, der eine Sammlung bestimmter Aktien beinhaltet, dar.
In Investmentfonds hielten deutsche Haushalte Ende 2021 gut 13 Prozent ihres Geldvermögens. Weitere 7,2 Prozent sind direkt in Aktien investiert und 5,4 Prozent in sonstigen Anleiherechten. Die Kapitaleinlagen bei Versicherungen – immerhin fast 33 Prozent des Geldvermögens – und Renten wie der Riesterrente sind ebenfalls an den Finanzmärkten investiert. Deutsche Haushalte sind mithin als sehr aktiv am Finanzmarkt einzuschätzen und Finanzprodukte bilden mittlerweile einen wichtigen Bestandteil der Vermögensstrategien.
Mit den Erleichterungen, die Onlinebroker und Trading-Apps für den Zugang zu den Finanzmärkten bedeuten, und der anhaltend hohen Inflation, die klassische Geldanlageformen weniger attraktiv macht, wird sich dieser Trend vermutlich noch verstärken. Ob das aktive Traden das richtige ist, um das eigene Geld anzulegen, muss jeder Einzelne für sich entscheiden. Dabei sollte jedoch immer auf das Risiko geachtet werden. Derzeit gehen Schätzungen davon aus, dass ungefähr 75 bis 80 Prozent der Depots bei Onlinebrokern Verluste machen, aber das tun derzeit auch 100 Prozent der Bankkonten.