Etwa 15% der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland leidet an Laktoseintoleranz. Mittlerweile wissen auch die meisten Menschen, dass „man da keine Milch trinken darf“. Aber was hat es mit dieser wirklich auf sich? Tatsache ist, dass es hier nicht um die Milch, sondern den Milchzucker geht, auch Laktose genannt. Normalerweise kann der Körper diesen durch ein bestimmtes Enzym, die sogenannte Laktase, im Dünndarm aufspalten und dann aufnehmen. Doch den Laktosointoleranten fehlt eben dieses Enzym, weshalb der Milchzucker dann in den Dickdarm gelangt und dort für Symptome wie schmerzhafte Bauchkrämpfe oder Blähungen sorgt.
Bei der Ernährung müssen die Betroffenen also auf herkömmliche Milch und Milchprodukte verzichten – aber auch in anderen Lebensmitteln befindet sich Milchzucker: So kann das sommerliche Grillen mit einer bösen Überraschung enden, da viele Hersteller Milchzucker als Süßungsmittel sowohl der Fleischmarinade als auch dem Fleisch selbst hinzugeben. Und auch in vielen anderen alltäglichen Produkten kann sich der Milchzucker verstecken, zum Beispiel in Fertigprodukten, Back- und Kochmischungen oder Süßigkeiten.
Für die Betroffenen der Laktoseintoleranz ist jedoch die Ernährung mittlerweile um einiges leichter geworden. Eine Vielzahl an laktosefreien Produkten, die in den meisten Supermärkten auch extra gekennzeichnet sind, ermöglicht entspanntes Kochen. Und auch im Netz finden sich zahlreiche laktosefreie Rezepte.
Milchverträglichkeit als Ausnahme
Was vor allem viele Deutsche überraschen dürfte: Die Intoleranz ist keinesfalls eine Ausnahme, sondern ursprünglich Normalität. Denn in früheren Zeiten hatten Säuglinge während ihrer Stillzeit eine hohe Laktase-Aktivität. Danach stieg jedoch die Intoleranz, da der Anteil der Laktase mit zunehmendem Alter sank – viel Milch war im weiteren Ernährungsprogramm nicht vorgesehen. Bei Kulturen jedoch, die Milchwirtschaft zu einem wesentlichen Faktor ihres Überlebens machten, entwickelte sich mit der Zeit eine Laktasepersistenz: also eine Mutation, mit deren Hilfe auch im Erwachsenenalter genügend Laktase zur Aufnahme des Milchzuckers vorhanden ist. Dies ist vor allem bei nordeuropäischen Kulturen wie Dänemark, Schweden oder eben Deutschland der Fall. Je weiter südlich man wandert, desto weniger sind es: In Südeuropa vertragen nur noch zwei Drittel der Bevölkerung Milch. Und wenn man den Blick nach Asien richtet, stellt man überrascht fest, dass in Zentralasien 80% und in Südasien sogar 98% der erwachsenen Bevölkerung laktoseintolerant sind.