Winterberger Bürger bringen viele gute Ideen ein – weitere Treffen geplant
Die Entwicklung und Profilbildung der Winterberger Höhendörfer ist ein Prozess, der alle Generationen angeht – und auch in allen Altersgruppen auf Interesse stößt. Das zeigt die rege Beteiligung der Bürger an einer Reihe von Veranstaltungen, zu dem der Verein für Stadtmarketing Winterberg und seine Dörfer, die Ortsvorsteher und Ratsmitglieder der Höhendörfer geladen hatten. Unterstützt wurde der Prozess von der Sparkasse Hochsauerland, die damit ihre Verwurzelung in der Region und mit den Menschen zum Ausdruck bringt.
Hohe Teilnehmerzahlen und fruchtbare Diskussionen, die in guten Ergebnissen mündeten, zeugen bei den Dorfstammtischen davon, dass die Bürger sich aktiv und engagiert in die Entwicklung ihrer Heimatdörfer mit einbringen. Bei allen strukturellen Unterschieden haben die Dörfer doch ähnliche Problematiken zu schultern. Leer stehende Gebäude waren beispielsweise das große Thema in Mollseifen und Neuastenberg. Diese Leerstände zu füllen und die Dorfmitten zu beleben, haben die Bürger als Herausforderung angenommen. Arbeitskreise, zum Beispiel in Altastenberg, haben ihre Arbeit aufgenommen und erste Maßnahmen festgelegt.
Die Belange der älteren Mitbürger standen im Mittelpunkt des Seniorennachmittages in Neuastenberg, an dem der Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins, Michael Beckmann, und die Projektleiterin, Jessica Korn, teilgenommen haben. Dass die Menschen gern in ihren Ortsteilen wohnen, war Tenor der Veranstaltung. Voraussetzung für ein Verbleib älterer Menschen in ihren angestammten dörflichen Strukturen ist allerdings die Erreichbarkeit wichtiger Einrichtungen in der Kernstadt, wie Arzt oder Apotheke. Ist das nicht gegeben, sind die Menschen gezwungen, sich zentraler gelegene Wohnungen zu suchen. Dies sei allerdings kein winterbergspezifisches Phänomen, sondern bezeichnend für den gesamten ländlichen Raum, ist sich Beckmann sicher. Um eine gewisse Mobilität in den Dörfern zu sichern, sei neben dem Aufrechterhalten des Busverkehrs allerdings auch der familiäre oder dörfliche Zusammenhalt wichtig. So könne man neue Mobilitätsformen, wie den Einsatz eines Bürgerbusses, entwickeln.
„Hart aber Fair“ verlief der runde Tisch mit Jugendlichen in Langewiese. Den Ansichten der jungen Leute zur Dorfentwicklung stellten sich Bürgermeister Werner Eickler und Michael Beckmann. Eine Diskussionsrunde, die auf Augenhöhe verlief, sind sich Eickler und Beckmann sicher. Nach einer kleinen Aufwärmphase kristallisierte sich schnell heraus, dass in den Dörfern geeignete Treffpunkte für Jugendliche fehlen. Anlaufstellen wie Bauwagen oder Container waren im Gespräch – oder ein „Jugendclub“ in einem der leer stehenden Häuser, wie der Bürgermeister anregte. Die Jugendlichen wünschen sich vor allem einen Skatepark. Ein Projekt, das schon länger seitens der Stadt unterstützt wird, das aber nur vorankommen kann, wenn die Jugendlichen selbst Verantwortung und Engagement zeigen. Zur Realisierung könnten Gespräche mit Vereinen beitragen, die die Jugendlichen jetzt in Angriff nehmen wollen.
Ein gutes Beispiel für gelungene Jugendarbeit ist der Jugendraum in Langewiese, der durch die Dorfgemeinschaft in Eigenleistung erstellt wird. Gerd Uferkamp, einer der Motoren des Jugendraums, machte klar, dass die Einrichtung nicht nur den Kindern und Jugendlichen aus Langewiese zur Verfügung stehe. Es könnte sich ein Treffpunkt für Kinder aus allen Höhendörfern entwickeln.
Auch das zeigten die Diskussionen: Jugendliche, die in ihrer Heimat eine Ausbildung zum Beispiel im Handwerk anstreben, wünschten sich in der Öffentlichkeit eine höhere Wertschätzung. Diskutiert würde gerade nur, wie Betriebe junge Menschen mit einem abgeschlossenen Studium wieder zurück in die Region holen oder einen interessanten Arbeitsplatz bieten können. Jugendliche, die aufgrund ihrer Ausbildung die Region nicht verlassen, fallen bei den Bemühungen, Fachkräfte an die Region zu binden, bislang noch nicht ins Gewicht. Allerdings sind sie tragende Säulen der heimischen Wirtschaft und auch des Ehrenamtes.
Beim Runden Tisch der Wirtschaftstreibenden wurde klar, dass sich die Höhendörfer enger zusammenschließen müssen. Entwicklungen in der Kernstadt könne und wolle man nicht aufhalten. Es gehe darum, an diesen Entwicklungen teilzuhaben. Abgestimmt wurde daher zum Beispiel eine gemeinsame Vermarktung im Internet, ein gemeinsames Logo oder ein gemeinsamer Veranstaltungskalender. Aber für Gewerbetreibende spielen Mobilität und Anbindung an die Kernstadt eine große Rolle. Indem sie den Wirtschaftsfaktor Tourismus stären, hoffen auch die Unternehmen die Folgen des demographischen Wandels abzumildern. Die Infrastruktur in den Höhendörfern, waren sie sich einig, hängt entscheidend von der weiteren touristischen Entwicklung ab.
Mit diesen Veranstaltungen sind die Diskussionen angestoßen, aber noch lange nicht abgeschlossen. Anfang Dezember werden die bei den unterschiedlichen Bürgerversammlungen erhobenen Daten durch die Ortsvorsteher, Ratsmitglieder und den Stadtmarketingverein ausgewertet, bewertet und ein Maßnahmenplan erarbeitet. Dieser soll dann im Januar in einer gemeinsamen Bürgerversammlung der Höhendörfer vorgestellt und beraten werden.